Seltene Erden in Schweden: Diese Herausforderungen warten jetzt

Seltene Erden in Schweden: Diese Herausforderungen warten jetzt bigstockphoto

In Schweden wurde im Januar eine riesige Lagerstätte mit Seltenen Erden entdeckt. Bis zur Rohstoffproduktion müssen jedoch noch einige Herausforderungen gemeistert werden. Dazu gehören eine geringe Konzentration, eine andere mineralische Grundsubstanz als bei den meisten anderen Lagerstätten und Fragen zur Weiterverarbeitung.

Die Entdeckung war eine Sensation: Im schwedischen Kiruna wurde im Januar eine Lagerstätte mit 1 Million t Seltener Erden gefunden. Es handelt sich laut den Bergbauunternehmen Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag (LKAB) um die größte europäische Lagerstätte.

Mit den Mineralien können etwa Magneten produziert werden, die in Elektrofahrzeugen ebenso wie in Windkraftanlagen eingesetzt werden. Damit könnte Europa ein Stück weit unabhängiger in der Versorgung mit diesen kritischen Rohstoffen werden – insbesondere gegenüber China.

Analysten sehen erhebliche Hürden

Schon bei der Bekanntgabe der Entdeckung rechnete LKAB mit dem eigentlichen Produktionsbeginn erst in 10-15 Jahren. Im Wall Street Journal zitierte Analysten sehen nun ebenfalls erhebliche Herausforderungen bei der Erschließung.

Eine dieser Herausforderungen besteht demnach in der geringen Konzentration der Rohstoffe in der Lagerstätte. Wie LKAB mitteilte, weist der Fund einen Seltenerdoxid-Gesamtgehalt von 0,18 % auf – ein geringer Wert etwa im Vergleich zu einer durch MP Materials Corp. (WKN: A2QHVL, ISIN: US5533681012) betriebenen Seltene Erdenmine in Kalifornien, für die eine Konzentration von 7 % berichtet wird.

Doch auch an Know-how könnte es fehlen. Denn: In Schweden werden Seltene Erden aus dem Mineral Apatit extrahiert. Die meisten aktuellen Projekte betreffen jedoch die Mineralien Monazit und Bastnaesit – dementsprechend gelagert ist auch hier das Know-how von Unternehmen weltweit bei Abbau und Verarbeitung.

Ross Embleton, Forschungsanalyst für Seltene Erden bei Wood Mackenzie zufolge ist bei dem schwedischen Projekt noch ein "erhebliches Maß an Risikominderung" erforderlich, bevor der Produktionsstart überhaupt in greifbare Nähe rückt.

Niedrige Konzentration, schwierige Weiterverarbeitung

Nach dem Abbau der Rohstoff schließen sich weitere Teile der Wertschöpfungskette an. Abgebaute Seltene Erden werden typischerweise zu einem Konzentrat weiterverarbeitet und dann zu einem Karbonat raffiniert. Dieses Karbonat wird in Oxide zerlegt, die dann zur Herstellung von Magneten eingesetzt werden können.

Gemäß der Brüsseler Denkfabrik Centre for European Policy Studies entfallen 60 % des Abbaus Seltener Erden auf China. Die Volksrepublik kontrolliert darüber hinaus ein Großteil der nachgelagerten Weiterverarbeitung: 91 % der Raffination, 87 % der Oxidabscheidungen und 94 % der Magnetproduktion.

Lediglich 13 % der Oxidabscheidungen finden außerhalb Chinas statt. 2 % davon entfallen auf einen durch das kanadische Unternehmen Neo Performance Materials Inc. (WKN: A2H9KJ, ISIN: CA64046G1063) betriebene Anlage in Estland, die restlichen 11 % auf Anlagen von Lynas Rare Earths Ltd (WKN: 871899, ISIN: AU000000LYC6) in Malaysia.

Bislang ist nicht klar, wer die Anlagen zur Weiterverarbeitung in Europa bauen könnte und ob LKAB selbst über das notwendige Know-how verfügt bzw. dieses zukaufen könnte.

Matt Sloustcher, ein Sprecher von MP Materials bezeichnete die Kapitalkosten für den Bau einer Raffinerie außerhalb Chinas als "enorm". "Richtlinien wie der Inflation Reduction Act sind eine große Hilfe, aber die Wirtschaftlichkeit funktioniert nur, wenn Sie ein hochwertiges Konzentrat oder Karbonat in großem Maßstab produzieren können".

LKAB betont jedoch, dass die Wirtschaftlichkeit der Lagerstätte, die eine Mischung aus Eisenerz, Phosphor und Seltenerdmineralien enthält, allein durch den Eisenerzabbau gegeben sei.

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Andere Projekte sind deutlich weiter

Klar ist: Der spektakuläre Fund in Schweden wird den Rückstand Europas bei der Sicherung von Rohstofflieferketten zunächst nicht ausgleichen. Selbst wenn alle technischen und wirtschaftlichen Probleme gelöst werden, dauert es allein aufgrund der Regulierungsauflagen und der notwendigen Vorarbeiten mindestens zehn Jahre bis zum ersten Rohstoffabbau.

Andere Projekte sind weiter. Die kalifornische Mine von MP Materials produzierte in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 mehr als 34.000 Tonnen Seltenerdoxide. MP Materials engagiert sich zudem in weiteren Teilen der Wertschöpfungskette und entwickelt Anlagen zur Abscheidung und Legierungsproduktion zur Herstellung von Magneten. Mit General Motors wurde bereits eine Vereinbarung über die Lieferung getroffen.

Auch anderswo werden Fortschritte gemacht. Die britische Pensana PLC etwa will Seltene Erden in Angola abbauen und im Norden Englands abspalten und verarbeiten. In Australien wird an den Projekten Mount Weld (Lynas Rare Earth), Yangibana (Hastings Technology), Koppamura (Australian Rare Earths), Nolans (Arafura) und Dubbo (Australian Strategic Minerals) gearbeitet.