Molybdän: Die heimliche Super-Rallye
Der Markt für Molybdän befindet sich in einem "perfekten Sturm". Das sagt Grant Sporre, Analyst bei Bloomberg Intelligence. Eine hohe Nachfrage bei gleichzeitig gestört im Angebot hat die Preise für das Metall in die Höhe schnellen lassen.
LME Molybdän: +133 % in sechs Monaten
Das zeigt ein Blick auf die Preisentwicklung für Molybdän an der London Metal Exchange (LME). Die Metallbörse quotiert Terminkontrakte auf Basis von Preisen des Preisinformationsdienstes Platt, der schon zu S&P Global gehörte, als dieses noch als McGraw-Hill Financial firmierte.
Ende August 2022 wurden für ein lb Molybdän an der LME 15,81 USD gezahlt. Sechs Monate später notiert der Preis des silbergrauen Metalls bei 36,77 USD – ein Anstieg um 133 %.
Molybdän dient unter anderem dazu, Stahl härter zu machen. Zwei Drittel des Rohstoffs werden zur Erzeugung von Metalllegierungen wie Ferro-Molybdän verwendet. Es dient als Legierungselement zur Steigerung von Festigkeit, Korrosions– und Hitzebeständigkeit. Abgebaut wird Molybdän typischerweise in Kupferminen – als Nebenprodukt. Nur wenige Minen sind primäre Molybdänminen.
Vier Gründe für den "perfekten Sturm" bei Molybdän
Dass Analysten nun den perfekten Sturm heraufziehen sehen, hat mehrere Gründe. So berichtet S&P Global in einem aktuellen Beitrag, dass infolge der hohen Ölpreise die Nachfrage nach molybdänhaltigem Kohlenstoffstahl aus dem Offshore-Bohrsektor hoch sei. Dabei stehe der Frühling und damit eine weitere Belebung der Nachfrage vor der Tür. Zudem verlagere sich die Nachfrage stärker auf den Spotmarkt.
Die hohe Nachfrage trifft auf ein gestörtes Angebot. In Peru etwa mussten aufgrund der politischen Unruhen mehrere Minen schließen – etwa Glencores Kupfermine Antapaccay. Am 20. Januar hatten Demonstranten hier Fahrzeuge beschädigt und ein Gebäude in Brand gesetzt. Auch die Kupfermine Las Bambas von MMG musste ihren Betrieb aufgrund der Situation einstellen. Diese Mine konnte laut S&P Global bei früheren Protesten zumindest weiterarbeiten und ihre Vorräte aufstocken – was diesmal nicht möglich ist.
Doch in Europa gab es ein Ereignis, das sich auf das Angebot auswirkt. Die Freeport-McMoRan Tochtergesellschaft Climax Molybdenum in Rotterdam musste im Dezember 2022 einen technisch bedingten Produktionsausfall vermelden.
Die Technik ist repariert, die Angebotslücke aber nicht gefüllt. Linday Hayes, Sprecher von Freeport-McMoRan: "Der Mangel an metallurgischem Einsatzmaterial hat einige Lieferungen an metallurgische Kunden verzögert. Wir bauen die Lagerbestände sowohl für die metallurgische als auch für die chemische Produktion wieder auf". Das Ergebnis: Laut einem durch S&P Global zitierten Händler ist "der Markt fünf bis sieben Container knapp".
Welche Unternehmen profitieren von der Molybdän Rallye?
Gibt es Molybdän Aktien, mit denen Anleger von der Preisentwicklung profitieren können? Bloomberg Intelligence zufolge führt ein Preisanstieg um 5 USD für Unternehmen wie Freeport McMoRan zu 375 Mio. USD an zusätzlichem Cashflow.
Der größte Teil der weltweiten Molybdänminenproduktion entfällt auf China. Dort sind China Molybdenum, Jinduicheng Molybdenum Corp. (JDC) und Jinzhou Xintai Metallurgy die wichtigsten Akteure.
Chile ist der zweitgrößte Molybdänproduzent der Welt. Größter Produzent ist das staatliche Unternehmen Codelco. Ein weiterer großer Produzent des Landes ist KGHM Polska Miedz ist mit seiner Kupfer-Molybdän-Mine Sierra Gorda in der Atacama-Wüste in der Region Antofagasta.
In den USA wurde das Metall 2020 in sieben Minen produziert. Darunter ist auch die primäre Molybdänmine Climax im Besitz von Freeport-McMoRan (WKN: 896476, ISIN: US35671D8570). Die Kupfer-Molybdän-Mine Kennecott gehört Rio Tinto (WKN: 852147, ISIN: GB0007188757).
Antofagasta CEO sieht "interessante Einnahmequelle"
Doch grundsätzlich können viele Kupferproduzenten profitieren. Ivan Arriagada, Chief Executive Officer von Antofagasta (WKN: 867578, ISIN: GB0000456144) etwa wurde kürzlich durch Bloomberg zitiert. Demnach verschaffe das Metall dem Unternehmen eine "interessante Einnahmequelle" – zumal derzeit Wasserbeschränkungen in Chile die Kupferproduktion beeinträchtigten.
Southern Copper (WKN: A0HG1Y, ISIN: US84265V1052) sucht sogar nach Möglichkeiten zur Steigerung der Molybdänproduktion. CEO Raul Jacob sieht den Markt durch "globale Lieferengpässe und eine starke Nachfrage in China und den USA" gestützt.
Gerade die Geschäfts- und damit auch die Kursentwicklung großer Bergbauunternehmen mit diversifiziertem Portfolio hängt allerdings von diversen weiteren Einflüssen ab.