Südamerika baut an der "Lithium OPEC"
In Südamerika entsteht eine Lithium OPEC. Doch den rohstoffreichen Staaten des Lithium-Dreiecks geht es nicht nur um hohe Preise, sondern um Industrialisierung.
Lithium ist der Rohstoff der Stunde und das Lithium-Dreieck die Lagerstätte aller Lagerstätten. In dem Gebiet, das sich über Teile der benachbarten Staaten Bolivien, Argentinien und Chile erstreckt, lagern so große Teile der weltweiten Lithium-Vorkommen, dass die Nachfrage ohne die Region nicht zu decken scheint – auch wenn andere Länder wie z.B. Kanada sich zu Hotspots entwickeln.
Lithium-Dreieck: Mehr als 50 % der weltweiten Vorkommen liegen hier
Laut Daten des US Geological Survey (Stand: Januar 2023) lagern in Bolivien 21 Mio. t Lithium – damit liegt das Land weltweit an der Spitze. Es folgen Argentinien mit 20 Mio. t und Chile mit 11 Mio. t. Laut der US-Behörde beliefen sich die bekannten Vorkommen im Januar auf 98 Mio. t (inklusive den USA). Auf die Länder des Lithium-Dreiecks entfallen somit rund 53 % der Vorkommen.
Der Anteil der drei Staaten an der weltweiten Minenproduktion ist etwas geringer – auch, weil Bolivien bislang kein Lithium fördert. Argentinien und Chile produzierten laut US Geological Survey 2022 zusammen 45.200 t. Das entspricht knapp 35 % der weltweiten Produktion ohne Berücksichtigung der USA (die US-Produktion gibt die Behörde aus Geheimhaltungsgründen nicht an).
Vor allem in Argentinien aber könnte die Produktion stark steigen. JPMorgan schätzte letztes Jahr, dass Argentinien bis 2030 16 % der Weltproduktion vereinnahmt und damit Chile überholt. Nur Australien würde dann noch mehr produzieren. Das Land ist gegenüber Investitionen aus dem Ausland deutlich offener als Chile und Bolivien.
Damit deutet sich bei Lithium eine Marktstruktur an, wie sie auch lange auf dem Ölmarkt vorherrschte: Einige wenige Länder dominieren durch ihre Marktanteile das gesamte Geschehen. Es ist deshalb kein Zufall, dass am Rande der aktuell laufenden Bergbaukonferenz in Toronto (PDAC) mehrere südamerikanische Länder die Gründung einer "Lithium OPEC" forciert haben.
Idee der Lithium OPEC entstand 2022
Neu ist die Idee nicht. Argentinien, Chile und Bolivien verhandeln seit Juli 2022 über eine engere Zusammenarbeit im Rohstoffsektor. Damals hatten sich die die Außenminister beider Länder auf der Konferenz der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (Celac) in Buenos Aires getroffen.
Mit von der Partie ist auch Brasilien, obwohl das Land für den Lithiummarkt eine ungleich geringere Rolle spielt als die drei anderen Staaten. In Brasilien lagern rund 250.000 t an bekannten Vorkommen, die Produktion im vergangenen Jahr erreichte lediglich 2.200 t.
Allerdings könnte das Land viel technologisches Know-how zum Kartell beitragen. So verfügt Brasilien über weitreichende Erfahrung in der Automobilherstellung. Außerdem stehen die Zeichen beim Lithiumabbau auf Wachstum. Sigma Lithium (TSX-V; NASDAQ: SGML) plant im April die Eröffnung seiner Lithiummine Grota do Cirilo. Das Unternehmen will Lithium besonders umweltverträglich produzieren und könnte seine Technologie auch anderen Minenbetreibern zur Verfügung stellen.
Beim Lithium Kartell geht es nicht um den Rohstoffpreis
Der wesentliche Unterschied zum Ölkartell OPEC: Hier geht es nicht nur um den Preis des Rohstoffs, sondern um einen größeren Anteil an der Wertschöpfungskette. So äußerte Argentiniens Unterstaatssekretärin für Bergbau, Fernanda Avila, in einem Interview am Rande der PDAC: "Wir müssen uns auf das, was kommt, vorbereiten und in der Lage sein, uns anzupassen – beginnend vielleicht mit Zellen, hin zur Industrialisierung und hin zu Batterien".
Es geht den Ländern also darum, die künftig wertvollen, margenträchtigen Teile von Fahrzeugen im eigenen Land zu produzieren.
Die daraus erwachsenden Perspektiven einen die Länder des amerikanischen Südens. Sogar Mexiko hat Schritte in Richtung einer Kooperation mit den anderen Staaten übernommen. Das Land verfügt über 1,7 Mio. t an Lithiumreserven – und hat diese bereits unter weitreichende politische Kontrolle gestellt.