Gestrecktes Gold: Perth Mint muss Goldbarren zurückrufen

Gestrecktes Gold: Perth Mint muss Goldbarren zurückrufen bigstockphoto

Ein Goldbarrenrückkauf mit einem Marktwert von 8,7 Mrd. USD droht: In den Goldbarren der renommierten australischen Münzprägeanstalt war so wenig Gold wie gerade noch erlaubt, aber offenbar mehr Silber als zulässig.

Bis zu 620.000 USD wollte die Perth Mint durch das Verfahren pro Jahr sparen. Ob es sich gelohnt hat? Neben dem Reputationsverlust drohen nun hohe Kosten. Gold im Wert von ca. 8,7 Mrd. USD muss möglicherweise aus den Lagern der Shanghaier Börse zurückgekauft werden. Auf den Kauf folgt der Rücktransport nach Australien, die Einschmelzung und die Weiterverarbeitung zu neuen Goldbarren.

Goldbarren Rückkauf: Muss der Steuerzahler die Perth Mint retten?

Ein Rückkauf in dieser Größenordnung muss finanziert werden – was die Prägeanstalt möglicherweise überfordert. ABC News mutmaßt deshalb in einem umfangreichen Bericht über die Angelegenheit, dass die Steuerzahler Westaustraliens zwangsweise einspringen könnten.

Was war passiert? Ein durchgesickerter interner Bericht deckt auf, dass die Prägeanstalt in Westaustralien sich 2018 für das sogenannte "Gold Doping" entschieden hat – und dies gegenüber ihrem größten Kunden, der Shanghai Gold Exchange (SGE), verheimlichte.

Auf den ersten Blick überraschend: Die durch die Perth Mint angewandte Praxis ist nicht prinzipiell illegal. Gold muss den international üblichen Statuten – und denen der SGE zufolge – einen Reinheitsgrad von 99,99 % erreichen.

Im konventionellen Herstellungsprozess liegt Reinheitsgrad typischerweise etwas darüber. Gelingt es also, den Reinheitsgrad exakt auf das gerade noch akzeptierte Niveau abzusenken, spart sich die Prägeanstalt wertvolles Material, ohne die Anforderungen zu verletzen. Die Perth Mint erwartete jährliche Einsparungen von bis zu 620.000 USD – geradezu lächerlich im Vergleich zu den nun drohenden Verlusten.

Denn die Vorgaben für die Reinheit des Goldes betreffen nicht nur den Mindestgehalt des gelben Edelmetalls. Es gibt auch Vorgaben zu den maximalen Silber- und Kupfermengen, die in einem 99,99 % Goldbarren enthalten sein dürfen.

Hier gab es laut ABC News bereits kurz nach dem Beginn der Praxis Anzeichen für Schwierigkeiten. Nun geht es um bis zu 100 t Gold, das die Prägeanstalt an die SGE verkauft hat. Dieses Gold erfüllt zwar die Anforderungen an den Goldgehalt, enthält aber zu viel Silber.

Die Statuten der Shanghaier Börse sehen vor, dass in der Nicht-Gold-Komponente – also 0,01 % des Barrens oder 100 Teile pro Million (ppm) – nicht mehr als 50 ppm Silber enthalten sein dürfen.

Kritik an mangelnder Transparenz gegenüber der SGE

ABC berichtet: "Im September 2021 wurde die Perth Mint darauf aufmerksam gemacht, dass einige ihrer 1-Kilogramm-Barren möglicherweise nicht den Nicht-Gold-Spezifikationen der Shanghai Gold Exchange (SGE) entsprachen."

Die 124 Jahre alte Münzprägeanstalt mit staatlicher Garantie fürchtet nun um einen gravierenden Reputationsverlust. Ein Grund dafür ist der Mangel an Transparenz. Entscheidende Informationen über das Gold Doping wurden nicht mit dem durch Tests aufmerksam gewordenen größten Kunden SGE geteilt.

Laut dem Bericht wurde im September 2021 der damalige CEO Richard Hayes gefragt, ob alle Informationen oder lediglich günstig ausgefallene Tests nach Shanghai gesendet werden sollten. "Der CEO bestätigte, dass dem Kunden nur der konforme Assay zur Verfügung gestellt würde, wobei die breitere Beweislast bei der SGE verbleibt, um die Nichtkonformität nachzuweisen".

Die Governance und Transparenz-Expertin Serena Lillywhite kritisierte, alle Testergebnisse hätten an die Shanghaier Börse gesendet werden sollen. Ihrer Meinung nach könne das Vorgehen der Perth Mint als "Vertuschung" bezeichnet werden, da die Möglichkeit bestand, weitergehende Informationen offenzulegen und sich das Unternehmen dagegen entschieden habe. Die Mint habe lediglich selektiv Informationen übermittelt.

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Nicht der erste Skandal für die Perth Mint

Für die Perth Mint ist es nicht der erste Skandal. 2020 leitete die London Bullion Market Association (LBMA) eine Untersuchung ein, da die Prägeanstalt offenbar Gold von einem verurteilten Mörder in Papua-Neuguinea gekauft hatte. Dieses Gold war offenbar mit Quecksilber und unter Einsatz von Kinderarbeit abgebaut worden.

Zudem läuft eine Untersuchung der australischen Aufsichtsbehörde für Finanzkriminalität, AUSTRAC. Dabei geht es um die Einhaltung der Gesetze des Landes zur Geldwäschebekämpfung. Hier stehen Geldstrafen im Bereich 100 Millionen USD im Raum. Sollte sich herausstellen, dass systematisch nicht regelkonforme Barren an die SGE verkauft wurden, könnte sogar ein Verlust der Zulassung drohen.