Eisenerz-Rallye setzt sich fort: China treibt die Preise – und will sie im Zaum halten
in China boomt die Stahlherstellung. Die Nachfrage nach Eisenerz steigt – und trifft auf ein sich schleppend erholendes Angebot. Allein in den letzten Monaten ist der Eisenerzpreis um rund 60 % angestiegen.
Vor gut vier Monaten war der Eisenerzpreis zeitweise auf 80 USD pro Tonne abgesagt – nachdem im Sommer 2021 zeitweise deutlich mehr als 200 USD pro Tonne gezahlt wurden. Seit dem Tief im vergangenen Herbst hat sich der Kurs jedoch wieder erholt und um mehr als 60 % zugelegt.
Allein in der vergangenen Woche gab es einen deutlichen Anstieg. Dieser ging genauso wie die Kursgewinne in den Vormonaten auf eine starke Nachfrage aus China zurück. Dort wird Eisenerz u.a. an der Terminbörse Dalian Commodity Exchange gehandelt.
Eisenerzpreis steigt: Chinesische Börse limitiert Kontrakte
Der im Mai fällige Kontrakt konnte in den letzten fünf Handelswochen in Folge zulegen – und stieg auch am Montag weiter. Aktuell notiert der Eisenerz Future bei knapp 912 Yuan (ca. 132,60 USD). Die Börse hat aufgrund der starken Kursgewinne seit dem Herbst bereits eine Positionsobergrenze eingeführt, um Spekulation einzudämmen.
Die wachsende Nachfrage geht vor allem auf das Comeback der chinesischen Stahlproduktion zurück. Die Stahlwerke steigern ihre Produktion und ihre Margen.
Dies belegt z.B. eine Umfrage des Branchendienstes Mysteel unter 247 chinesischen Stahlwerken. Demnach stieg die Gesamtauslastung der Hochofenkapazität bereits in der neunten Woche in Folge. In der Woche von 3. bis zum 9. März wurde ein Anstieg um 0,89 % auf 88,03 % gemeldet.
Die Produktion war über längere Zeit durch Energieknappheit, Wartungsarbeiten und Auswirkungen der Pandemie beeinträchtigt. Nun wird die Produktion wieder hochgefahren. Zwar entwickelt sich die chinesische Wirtschaft insgesamt noch vergleichsweise verhalten. Zuletzt wurde aber unter anderem ein starkes Wachstum der Kreditvergabe im Bereich der Industrieproduktion vermeldet.
Peking geht gegen Hortung von Eisenerz vor
Die steigenden Eisenerzpreise haben bereits die chinesische Regierung auf den Plan gerufen. In der vergangenen Woche berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters, dass Behörden gegen die Hortung des Rohstoffs vorgingen.
So würden Händler, die größere Mengen Eisenerz in Häfen lagerten, zum Verkauf ihrer Bestände gedrängt. Die Regierung erwägt offenbar auch, die Lagergebühren in Häfen für größere Bestände zu erhöhen.
Der Hintergrund: Die chinesische Regierung geht gegen steigende Rohstoffpreise vor, die der Erholung der Wirtschaft entgegenstehen. Bei Eisenerz befindet sich das Land in einer vergleichsweise schwachen Position. Die Volksrepublik muss den Rohstoff in großem Maße importieren – und kauft bei einer Handvoll großer Bergbauunternehmen ein.
Deshalb hat die Regierung im vergangenen Jahr mit der China Mineral Resources Group ein Unternehmen gegründet, das im Auftrag der großen Stahlwerke des Landes Eisenerz auf dem Weltmarkt kaufen und dabei seine Verhandlungsposition ausspielen soll.
Anglo American löst Probleme bei Minas Rio
Die Eisenerzproduktion war in den vergangenen Jahren infolge der Pandemie gesunken. Auch im Jahr 2022 produzierten die wichtigsten Abbauländern weniger. In Australien etwa sank die Produktion im Jahr 2022 auf 880 Mio.t (2021: 912 Mio.t). Im zweitgrößten Abbauland Brasilien ging die Produktion von 431 Mio.t auf 410 Mio.t zurück. Auf Platz drei folgt China mit einem Rückgang von 394 Mio.t auf 380 Mio.t, auf Platz vier liegt Indien mit einem leichten Zuwachs von 273 Mio.t auf 290 Mio.t.
Wichtige Eisenerzproduzenten sind im Wesentlichen sehr große Bergbauunternehmen, die auch im Geschäft mit anderen Rohstoffen stark vertreten sind. Dazu gehören etwa Rio Tinto, Vale, BHP und Anglo American.
Anglo American vermeldete kürzlich eine Lösung für die Entwässerungsprobleme der Minas-Rio Eisenerzmine in Brasilien. Bei voller Kapazität soll die Mine künftig 26,5 Millionen t Erz jährlich produzieren. Die gesamten Reserven werden auf 1,45 Milliarden t geschätzt.
Bei wieder steigenden Preisen dürfte auch das Angebot bald reagieren –knapp ist Eisenerz gemessen an den globalen Reserven nicht.