Chile will Lithium verstaatlichen: Die ersten Konsequenzen sind da

Chile will Lithium verstaatlichen: Die ersten Konsequenzen sind da SQM Corporate Presentation

Die Pläne schickten Lithiumaktien mit Bezug zu Chile gehörig auf Talfahrt: Chiles Präsident Gabriel Boric will den Lithiumabbau im Land verstaatlichen. Schon nach wenigen Tagen werden erste Konsequenzen sichtbar.

Chiles linksgerichteter Präsident Gabriel Boric hat am letzten Donnerstag die Gründung eines staatlichen Lithiumunternehmens angekündigt. Auch wenn dies bereits im Wahlkampf thematisiert worden war, wurden die Märkte offenkundig davon überrascht.

Die Aktien von Sociedad Química y Minera de Chile (SQM, WKN: 895007, ISIN: US8336351056) gaben am Freitag im New Yorker Handel um fast 19 % nach. Auf Wochensicht liegt der Kurs an der NYSE noch immer 18 % im Minus.

Der Aktienkurs von Albemarle (WKN: 890167, ISIN: US0126531013) sank ebenfalls deutlich und liegt auf Wochensicht nun knapp 11 % im Minus. Beide Unternehmen sind in Chile mit Lithium Soleprojekten in der nördlichen Atacamawüste aktiv.

SQM: Vertrag läuft bis 2030 – aussitzen und Verlängerung riskieren?

Die Pläne von Boric sehen vor, dass alle Privatunternehmen beim Abbau von Lithium in Chile künftig mit dem Staat kooperieren müssen. Kooperieren bedeutet konkret: Mindestens 50,1 % der Anteile an Lithiumproduzenten besitzt das noch zu gründende staatliche Unternehmen.

"Chile verfügt über eines der größten Lithium-Vorkommen der Welt. Wir können uns nicht erlauben, keinen Nutzen daraus zu ziehen", sagte der Staatschef. Bereits bestehende Verträge will die Regierung respektieren – nach Möglichkeit aber bereits vor dem Ablauf nachverhandeln.

Gerade dies stellt SQM nun vor eine schwierige Entscheidung. Die Lizenz des Unternehmens läuft noch bis zum Jahr 2030. Bis dahin könnte das SQM zu den bisherigen Bedingungen in seinem Solebetrieb produzieren. Der Betrieb gilt als größter und profitabelster der Welt.

Doch die Regierung verfügt auch bei laufenden Verträgen über ein Druckmittel. Schließlich entscheidet letztlich die Politik, wer nach dem Ablauf bestehender Verträge den Zuschlag für neue Projekte erhält.

Entscheidet sich SQM für die Fortführung der Produktion unter den bisherigen Rahmenbedingungen bis 2030, verliert es den Betrieb und weitere Genehmigungen danach möglicherweise vollständig. Die Alternative: SQM könnte dem Staat bereits vorher eine Mehrheitsbeteiligung einräumen und im Gegenzug eine längere Betriebserlaubnis aushandeln.

Geopolitische Diversifikation: Albemarle ist breiter aufgestellt

Einfach ist die Entscheidung für das Management nicht – schon allein, weil es vor dem Ende der aktuellen Lizenz zwei turnusmäßige Regierungswechsel geben wird. Die Regierung um Gabriel Boric gilt längst als angeschlagen und könnte möglicherweise einer anderen Regierung mit anderer Lithiumagenda weichen. Noch gibt es viele Unklarheiten etwa mit Blick auf die Finanzierung der staatlichen Anteile, möglichen Entschädigungen etc.

Für Albemarle sind die Konsequenzen der neuen chilenischen Lithiumstrategie weniger gravierend. Zum einen läuft der Vertrag des Unternehmens noch bis 2043. Zum anderen ist das Lithiumportfolio von Albemarle sehr viel stärker diversifiziert als jenes von SQM.

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Ivanhoe-CEO Friedland: Verstaatlichung wird Chiles Ruf untergraben

Der Gründer und heutige Executive Co-Chairman und Non-Independent Director von Ivanhoe Mines (WKN: A1W4VG, ISIN: CA46579R1047) hat gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg scharfe Kritik an den Plänen der Regierung geäußert.

So werde der Plan Investitionen abschrecken und damit ein Hindernis bei der politisch geplanten Energiewende darstellen. Die Entscheidung sei "eine ziemliche Herausforderung für internationales Kapital" und "mache es schwieriger, in Chile zu investieren". Geld sei "ein Feigling", der "beim ersten Anzeichen von Ärger" weglaufe.

Friedland zufolge riskiert Chile seinen Ruf als einer der sicheren Orte für ausländische Investoren in Lateinamerika. Die geplanten steuerlichen Beteiligungen kämen einer Verstaatlichung des Lithiumsektors gleich. Das Vorhaben werde "nicht gut enden".

Die Regierung werde zurückgeworfen, wenn sie Unternehmen wie Rio Tinto, Teck oder BHP Investitionen derart erschwere. Friedland fügte hinzu, dass Regierungen "ineffiziente Bergbauunternehmen" seien und Investitionen aus dem Privatsektor viel mehr Effizienz versprächen.

Südamerika wird für Bergbauunternehmen zunehmend zu einem schwierigen Pflaster. Vor den chilenischen Verstaatlichungsplänen hatten bereits soziale Unruhen und Peru und angedrohte Steuererhöhungen in Panama Minenprojekte verzögert und Investoren verunsichert.