Rekordnachfrage: Silber wird historisch knapp
Eine Rekordnachfrage aus fast allen Bereichen, das größte jährliche Defizit seit Beginn der Aufzeichnungen und Lagerbestände, die in drei Jahren um die Größe einer halben Jahresproduktion geschrumpft sind: Auf dem Silbermarkt zeichnet sich eine historische Knappheit ab. Der Preis spiegelt dies noch nicht wider.
Silbernachfrage: 1,242 Mrd. Feinunzen
Bereits im Jahr 2021 hatte sich die Nachfrage nach Silber stark erholt. Im vergangenen Jahr stieg die Gesamtnachfrage um 18 % auf 1,242 Mrd. Feinunzen. Aus nahezu allen Bereichen wurden neue Höchststände vermeldet. Das berichtet das Silver Institute im Rahmen der World Silver Survey 2023.
So stieg die Nachfrage aus der Industrie im Jahr 2022 auf 556,5 Mio. Feinunzen – ein Rekord. Dazu trug nicht zuletzt das erhebliche Wachstum der Nachfrage aus dem Bereich der Photovoltaik bei, der im letzten Jahr 140,3 Mio. Feinunzen Silber nachfragte.
Die Industrienachfrage wird durch die Elektrifizierung des Straßenverkehrs und viele Investitionen in die Erzeugung und die Weiterleitung von Strom angetrieben. Auch Investitionen in 5G Netze und robustes Wachstum in der Bauindustrie stützen den Bedarf.
Die Nachfrage der einzelnen Industriebereiche im Überblick:
Der Schmuckbereich fragte im vergangenen Jahr 234,1 Mio. Feinunzen Silber nach – 29 % mehr als im Vorjahr. Hier spielte Indien eine besondere Rolle, wo Nachholeffekte wirksam wurden, und die Schmuckindustrie zu höheren Gehalten übergegangen ist.
Die Nachfrage aus dem Bereich der Silberwaren stieg drastisch auf 73,5 Mio. Feinunzen an (Vorjahr: 40,7 Millionen). Auch die Investmentnachfrage stieg. Netto wurden 332,9 Mio. Feinunzen nachgefragt. Zusätzlich entstand eine Netto-Hedging-Nachfrage im Umfang von 17,9 Mio. Feinunzen.
Silberangebot: 1,004 Mrd. Feinunzen
Das Angebot hielt mit der drastisch steigenden Nachfrage nicht mit. Das Gesamtangebot im Jahr 2022 lag mit 1004,7 Mio. Feinunzen lediglich minimal über dem Vorjahresniveau (1004,5 Mio. Feinunzen).
Die Minenproduktion (822,4 Mio.) war sogar leicht rückläufig, was allerdings durch das gestiegene Recycling (180,6 Mio.) ausgeglichen wurde. Insgesamt ergab sich im vergangenen Jahr ein Nachfrageüberhang von 237,7 Millionen Feinunzen.
Dies ist laut dem Silver Institute das größte Defizit seit Beginn der Aufzeichnungen. Demnach gleichen die in den vergangenen zwei Jahren aufgelaufenen Defizite die kumulierten Überschüsse der vergangenen elf Jahre vollständig aus.
Für das laufende Jahr rechnet das Institut mit einer robusten Nachfrage und einem weiteren Allzeithoch des industriellen Bedarfs. Dies wird nicht zuletzt auf den Zuwachs bei der Photovoltaik zurückgeführt. Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen sowie der Schmuckbedarf werden demnach hoch bleiben – wenn auch nicht ganz so hoch wie 2022.
Das Angebot kann die steigende Nachfrage absehbar nicht decken. Hier erwartet das Silver Institute einen Zuwachs im einstelligen Prozentbereich. Für 2023 wird deshalb mit einem Defizit von 142,1 Mio. Feinunzen gerechnet, dem zweitgrößten Defizit seit mehr als 20 Jahren.
Dramatisch fällt auch der Blick auf die Lagerbestände aus. Die weltweiten Lager werden Ende 2023 ganze 430,9 Millionen Feinunzen weniger Silber beherbergen als Ende 2020. Der Rückgang der Lagerbestände entspricht damit rund der Hälfte der jährlichen Minenproduktion.
Silberpreis hat auf Knappheit noch nicht reagiert
Der Silberpreis scheint auf die Situation noch nicht reagiert zu haben. Im Jahr 2022 kostete eine Feinunze im Durchschnitt 21,73 USD. 2021 lag der Preis mit 25,14 USD sehr viel höher. Aktuell werden am Markt für eine Feinunze 24,91 USD gezahlt. Das ist allerdings deutlich mehr als noch Anfang März, als der Preis auf die Marke von 20 USD zurückgefallen war.