Grupo Mexico: Staat lässt Bahnstrecke durch Militär enteignen

Grupo Mexico: Staat lässt Bahnstrecke durch Militär enteignen bigstockphoto

Mexiko lässt eine Bahnstrecke des Bergbaukonzerns Grupo Mexico kurzerhand durch die Marine enteignen – einen Tag, nachdem das Oberste Gericht des Landes ein solches Dekret für unzulässig erklärt hatte und wenige Wochen nach einer international kritisierten Bergbaureform.

Die mexikanische Marine hat am Freitag einen Eisenbahnabschnitt im Süden Mexikos übernommen, der durch eine Tochtergesellschaft der Grupo Mexico betrieben wird. Grupo Mexico ist der größte Bergbaukonzern Mexikos und der drittgrößte Kupferproduzent weltweit. Über ihre Tochtergesellschaft Ferromex betreibt das Unternehmen zudem das größte mexikanische Eisenbahnnetz. Die Aktie (WKN: 580892, ISIN: MXP370841019) gab daraufhin deutlich nach.

Streckenbetrieb unter Aufsicht des Militärs

Grupo Mexico Transportes sprach von einem "überraschenden" Schritt. Demnach habe die Marine ihre Einrichtungen im Abschnitt Coatzacoalcos-Medias Aguas um 6 Uhr morgens besetzt und die Kontrolle übernommen. Die Tochtergesellschaft erbringt weiterhin Transportdienstleistungen – nun allerdings unter Aufsicht des Militärs.

Zuvor hatte die Regierung des mexikanischen Präsidenten Andres Manuel López Obrador per Dekret eine "vorübergehende" Übernahme von rund 120 Kilometern des Schienennetzes angeordnet. Der Teilabschnitt wird der Regierung zufolge für ein wichtiges Infrastrukturprojekt benötigt: Den Interozeanischen Korridor.

Im Mittelpunkt dieses Vorhaben steht die Modernisierung der Eisenbahnverbindung zwischen Mexikos Pazifik- und Golfküste auf der Landenge von Tehuantepec. Hier soll eine neue Handelsroute entstehen – die, wenn es nach den Plänen der Regierung geht, zur Konkurrenz für den Panamakanal werden soll.

Oberstes Gericht hebt Regierungsbeschluss zur nationalen Sicherheit auf

Einen Tag vor dem Erlass des Dekrets hatte der Oberste Gerichtshof Mexikos einen Regierungsbeschluss aufgehoben, der wichtige Infrastrukturprojekte zu Angelegenheiten der nationalen Sicherheit erklärt hatte. Das neue Dekret erklärt nun verschiedene andere Projekte zu solchen Angelegenheiten der nationalen Sicherheit.

Am Sonntag veröffentlichte Grupo Mexico eine weitere Erklärung. Demnach werden die Verhandlungen mit den Behörden über die Eisenbahnkonzession von Coatzacoalcos bis Medias Aguas im östlichen Bundesstaat Veracruz zwar fortgesetzt. Die Verhandlungen seien nach dem Schritt der letzten Woche aber schwieriger geworden. Verwiesen wurde auch auf den Ausstieg der Regierung aus einem früheren Deal zwischen dem Grupo Mexico und den Ministerien für Inneres, Kommunikation und Verkehr aus dem Jahr 2022.

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Mexikos Präsident Lopez Obrador wird zum Unsicherheitsfaktor

Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador gilt für die Bergbaubranche (und andere Unternehmen) zunehmend als Unsicherheitsfaktor. Vor wenigen Wochen wurde unter denkwürdigen Umständen eine Bergbaureform durch den Senat verabschiedet, die unter anderem eine verkürzte Konzessionsdauer und größere Gewinnbeteiligungen der lokalen Communities vorsieht.

Obrador hat seit seinem Amtsantritt Ende 2018 keine neuen Bergbaukonzessionen erteilt und dies mit zu vielen durch frühere Regierungen erteilten Konzessionen begründet. Die Bergbaureform stieß im Land und darüber hinaus auf große Kritik.  So sieht die nationale Bergbaukammer Camimex durch die Reformen Investitionen im Umfang von 9 Mrd. USD sowie 420.000 Arbeitsplätze in Mexiko bedroht.

Kanada sieht gar die nordamerikanische Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr und fürchtet Auswirkungen auf Investitionen und Lieferketten. Mexiko ist der weltweit größte Silberproduzent und verfügt über große Gold- und Kupferreserven.

Bergbau in Lateinamerika: Wachsende politische Risiken

Bergbauunternehmen in Lateinamerika sehen sich wachsenden politischen Risiken gegenüber – und zwar nicht nur in Mexiko. So hatte Chile kürzlich die weitreichende Verstaatlichung des Lithiumabbaus angekündigt. In Peru wurde die Produktion durch gewaltsame Proteste im ersten Quartal deutlich beeinträchtigt. In Panama kam es zur wochenlangen Schließung einer Mine von First Quantum Minerals. In Argentinien ist das politische Umfeld offenbar besser – allerdings droht dem Land in den kommenden Monaten wieder einmal ein Staatsbankrott.