China verbietet Export von Gallium und Germanium
Die chinesische Regierung hat Exportbeschränkungen für Gallium und Germanium erlassen. Die beiden Mineralien werden bei der Nutzung von Halbleitern und Solarzellen, aber auch im militärischen Bereich eingesetzt. Die Rohstoffe stehen zudem auf der Liste der 50 Mineralien, die das U.S. Geological Survey (USGS) als "kritisch" einstuft.
Kein Ersatz für Gallium
Der Schritt dürfte Wirkung zeigen, sofern Anträge von Exporteuren auf Ausfuhren in die USA tatsächlich abgelehnt werden. Daten des USGS zufolge stammten zwischen 2018 und 2021 rund 53 % des in den USA verwendeten Galliums aus China. 2019 hatten die USA die Zölle auf chinesisches Gallium erhöht, worauf hin die Importe zurückgingen. Inländische Produktion des Rohstoffs gibt es bislang nicht.
Durch die Verbindung von Gallium und Arsen entsteht Galliumarsenid, dass leitfähiger sowie hitze- und feuchtigkeitsbeständiger als Silizium ist und deshalb in besonders leistungsfähigen Chips eingesetzt wird. Das USGS hatte zuletzt in diesem Jahr festgestellt, dass es bei diesen Anwendungen derzeit keinen Ersatz für Galliumarsenid gebe.
Im militärischen Bereich kommt Galliumnitrid zum Einsatz – etwa in modernen Radargeräten, aber auch in Raketenabwehrsystem.
Germanium kommt in Halbleitern zum Einsatz und dient dazu, die Leitfähigkeit von Silizium zu erhöhen. Auch für Glasfaserkabel und Solarzellen wird der Rohstoff verwendet.
Ankündigung kurz vor Yellen-Besuch in Peking
Die nicht näher präzisierten Exportkontrollen treten laut der am Montag durch das chinesische Handelsministerium veröffentlichen Mitteilung am 1. August in Kraft. Das Ministerium begründete den Schritt mit Interessen der nationalen Sicherheit. Künftig müssen Exporteure Ausfuhranträge beim Staatsrat, dem obersten Gremium der Regierung, beantragen.
Der Zeitpunkt des Exportverbots ist bemerkenswert. In dieser Woche besucht US-Finanzministerin Janet Yellen Peking.
Die USA und China liefern sich derzeit einen Machtkampf um ökonomischen und geopolitischen Einfluss. Im Oktober hatte Washington einen Exportstopp nach China für Güter erlassen, die zur Herstellung technisch fortgeschrittener Halbleiter dienen. Dazu gehören zum Beispiel Lithografiemaschinen. Washington wirkte darüber hinaus auf andere Länder ein – mit Erfolg.
USA schränken Export von KI-Chips nach China
In der vergangenen Woche erklärte die Regierung der Niederlande, dass Unternehmen wie ASML für Exporte künftig eine Genehmigung einholen müssten. Aktuell erwägt die US-Regierung zudem Exportbeschränkungen nach China für Chips, die bei Künstlicher Intelligenz zum Einsatz kommen. Peking reagierte seinerseits mit Maßnahmen und verbot etwa die Verwendung von Produkten des US-Speicherchipherstellers Micron durch bestimmte IT-Unternehmen.
Halbleiter stehen am Zentrum der Streitigkeiten zwischen Washington und Peking. Die USA würden gern mehr Halbleiter im eigenen Land herstellen. US-Präsident Joe Biden versucht, Hersteller wie Samsung und Taiwan Semiconductor Manufacturing zur Eröffnung von (zusätzlichen) Produktionsstätten in den USA zu bringen. Es gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich, dass die beiden Unternehmen der Volksrepublik gänzlich den Rücken kehren.
"Unmittelbare Auswirkungen auf die Halbleiterindustrie"
Das Wall Street Journal zitiert Alastair Neill, ein Vorstandsmitglied des Critical Mineral Institute. Dieser geht davon aus, dass die Exportbeschränkungen "unmittelbare Auswirkungen auf die Halbleiterindustrie" haben dürften, insbesondere auf den Bereich der Hochleistungschips.
Paul Triolo, Senior Vice President für China und Leiter der Technologiepolitik bei der in Washington ansässigen Beratungsfirma Albright Stonebridge Group glaubt, dass der Vorschuss Pekings taktischer Natur sein könnte. So habe China gegenüber den USA Interesse an einem neuen bilateralen Dialog über Exportkontrollen signalisiert. Die Exportbeschränkungen für Gallium und Germanium könnten der chinesischen Verhandlungsposition Nachdruck verleihen.
Streitigkeiten um kritische Rohstoffe zwischen den USA und China sind nicht neu. 2014 hatten die USA bereits eine Auseinandersetzung vor der WTO gewonnen. Damals hatte China ein Exportquotensystem für Seltene Erden eingeführt, die nach WTO Ansicht gegen internationale Handelsregeln verstießen. Es wird befürchtet, dass China sich bei erneuten Streitigkeiten auch über die WTO hinwegsetzen und generell stärker auf bilaterale Vereinbarungen setzen könnte.