Ressourcenschätzung erhöht: In Bolivien lagern 23 Mio. t Lithium
In Bolivien lagern 23 Millionen t Lithium und damit 2 Millionen t mehr als bislang im Rahmen der Ressourcenschätzung veranschlagt. Dies teilte Präsident Luis Arce in der vergangenen Woche unter Berufung auf Studien der Regierung mit. Die Anhebung der Ressourcenschätzung basiert auf der Erkundung von mehr als 66 Bohrlöchern in den Salzebenen von Coipasa und Pastos Grandes.
Bolivien besitzt größte Lithiumvorkommen der Welt
Damit sind die Lithiumvorkommen Boliviens die mit Abstand größten der Welt. Auf Platz zwei liegt Argentinien mit 20 Millionen t vor Chile mit 11 Millionen t. Es folgen Daten des US Geological Survey zufolge Australien mit 7,9 Millionen t, China mit 6,8 Millionen t und Deutschland mit 3,2 Millionen t.
Die bolivianische Regierung ist sich der Bedeutung ihrer Vorkommen durchaus bewusst. "Alle Augen sind auf Lateinamerika und Bolivien gerichtet, weil wir über einen Reichtum an Lithium und strategischen Mineralien verfügen", sagte Arce kürzlich gegenüber Journalisten.
EU Vertreter hätten am Rande des EU Lateinamerika Gipfels in der vergangenen Woche nicht nur Interesse am Batteriemetall Lithium, sondern auch an anderen Rohstoffen gezeigt. In Bolivien werden auch Metalle wie Silber, Zink, Blei und Zinn abgebaut.
Insgesamt sind die bedeutenden Ressourcen des Landes jedoch weitgehend unerschlossen. Ausländische Investitionen sind deshalb notwendig, um die Bodenschätze zu heben. In der ersten Jahreshälfte waren bereits mehrere Verträge mit chinesischen Unternehmen unterzeichnet worden.
CATL ist in Bolivien sehr viel weiter als die EU
Die Volksrepublik liegt im Rennen um die begehrten Mineralien weit vorne. CATL – der weltweit größte Batteriehersteller – wird in zwei Anlagen zur Herstellung von Lithiumchemikalien mit einer Gesamtproduktionskapazität von etwa 200.000 Tonnen pro Jahr investieren. Im Raum stehen Investitionen von bis zu 10 Milliarden USD. Geplant sind eine Anlage in Uyuni in den Salzebenen im Südwesten Boliviens sowie in Coipasa im Westen des Landes.
Der EU gelingt es bislang nur begrenzt, auf dem südamerikanischen Rohstoffmarkt Fuß zu fassen. Auf dem EU Lateinamerika Gipfel wurden europäische Investitionen im Umfang von 4500 EUR in Lateinamerika und der Karibik vereinbart. Die Investitionen dienen auch zur Rohstoffgewinnung.
Der erste EU-Celac-Gipfel seit 2015 war jedoch in vielerlei Hinsicht nicht von Erfolg gekrönt – insbesondere im Hinblick auf die Finalisierung des MERCOSUR Abkommens. Dieses betrifft mit Argentinien allerdings ohnehin nur ein Land des Lithium-Dreiecks.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte die hohen Ansprüche der EU an Umwelt- und Sozialstandards. "Es geht nicht nur darum, wie viel, sondern auch darum, wie wir investieren".
Abkehr vom "Extraktivismus"
Die rohstoffreichen Länder sind in einer guten Position – und können zunehmend durchsetzen, dass neben der Rohstoffgewinnung auch weitere Bestandteile der Wertschöpfungskette im Land verbleiben.
Die EU wirbt genau damit: "Im Gegensatz zu anderen ausländischen Investoren sind wir nicht nur daran interessiert, in die reine Rohstoffgewinnung zu investieren", sagte von der Leyen. Stattdessen sollten "lokale Kapazitäten für die Verarbeitung, die Herstellung von Batterien und für die Endprodukte wie Elektrofahrzeuge" aufgebaut werden.
Der argentinische Präsident Alberto Fernández betonte diese Abkehr vom "Extraktivismus". "Diese ganze Vorstellung, dass Lateinamerika nur ein Rohstoffproduzent ist, hat uns immer von der Industrialisierung abgehalten." Bis dahin habe es 500 Jahre gedauert – nun sei es aber geschafft.
Europa ist bislang in hohem Maße von chinesischem Lithium abhängig. Die Sorge, dass die Volksrepublik diese Position ausnutzen könnten, wächst. Jüngst hatte China etwa Ausfuhrkontrollen für Gallium und Germanium beschlossen.
Europa importiert aus China bis zu 100 % seines Lithiumbedarfs. Auch wenn neben China auch Südamerika und Australien wichtigen Produzenten sind, erfolgt die Weiterverarbeitung fast ausschließlich im Reich der Mitte.