Nachfrage nach Rohstoffen: BHP sorgt sich um China

Nachfrage nach Rohstoffen: BHP sorgt sich um China picture alliance / NurPhoto / CFOTO

Im Geschäftsbericht bezeichnete BHP China als "weiterhin relative Stabilitätsquelle für die Rohstoffnachfrage". Damit werden äußerst schwache Erwartungen umschrieben. Stabilität lässt sich als Nullwachstum übersetzen, relative Stabilität in diesem Kontext als Nullwachstum mit Abwärtsrisiken.

BHP macht fünf wirtschaftliche Probleme in China aus

Im Economic und Commodity Outlook setzt sich BHP intensiv mit der Lage in China auseinander. So wird zunächst anerkannt, dass die chinesische Politik die wirtschaftlichen Probleme nun offener zugebe als bislang. Das Kommuniqué des Politbüros habe die Notwendigkeit neuer antizyklischer politischer Maßnahmen anerkannt.

Während im April-Bericht des Politbüros die Wirtschaftslage noch als "besser als erwartet" dargestellt worden sei, sehe der Juli-Bericht die Wirtschaft "derzeit vor neuen Schwierigkeiten". "Die Notwendigkeit, die Beschäftigung zu stabilisieren und die Geldpolitik zu mobilisieren, wurde hervorgehoben", kommentierte BHP.

Das in Melbourne ansässige Rohstoffunternehmen sieht jedoch auch eine Reihe größerer Probleme. Dazu gehört der Immobilienmarkt. Der Rohstoffriese weist auf den Bericht der chinesischen Regierung hin, in dem der Satz "Wohnen ist zum Wohnen da, nicht zum Spekulieren" entfernt worden sei. Dies wird gemeinhin als Eingeständnis dafür gewertet, dass der Markt in seinem gegenwärtigen Zustand unerwünschte Ergebnisse produziert.

BHP erwartet einen neuen Ansatz bei der Umsetzung bestehender Rahmenwerke. So sei das Ende des Geschäftsjahres 2022 angekündigte Paket "16 Maßnahmen" nicht so erfolgreich verlaufen wie erhofft.

Der Immobilienmarkt als Kernproblem

Tatsächlich dürfte der Immobilienmarkt das Kernproblem der chinesischen Wirtschaft darstellen. Mehrere hochverschuldete Immobilienkonzerne des Landes können ihre Verbindlichkeit nicht bedienen.

Probleme sieht der Rohstoffriese auch in den hohen Verbindlichkeiten der Kommunalverwaltungen (Local Governments, LG). Im Juli habe das Politbüro ein "Maßnahmenpaket zur Verringerung der Risiken der LG-Schulden" versprochen.

Darin sieht BHP "eine dramatische, aber dringend notwendige Kehrtwende". Worin genau diese besteht, weiß aber auch BHP nicht. Das Rohstoffunternehmen glaubt, dass "alles, was die Zentralbankbilanz in großem Umfang mobilisiert" nützlich sein könnte. Mit anderen Worten: Der Staat soll die Schulden übernehmen.

Ursächlich für die Schulden der Kommunalverwaltung ist der schwächelnde Immobilienmarkt. Die Kommunen leben von Einnahmen aus dem Immobiliengeschäft – die nun wegbrechen.

Im Juli-Bericht hatte die Regierung zudem die Ziele für die Ankurbelung des Konsums ausgeweitet. Nachdem im April nur Dienstleistungen und Tourismus explizit genannt wurden, fügte das Politbüro im Juli auch Automobile, Elektronik und langlebige Haushaltsgeräte zu der Liste hinzu.

Ein weiteres Problemfeld besteht laut BHP in der Beziehung zwischen der Regierung und dem Privatsektor. Die Regierung habe sich zuletzt zu einem stärkeren Dialog mit dem Unternehmenssektor verpflichtet und sei ein Stück weit auf die Big Tech Plattformen zugegangen. Konkrete Konsequenzen bzw. Wachstumspotenziale? Bis jetzt Fehlanzeige.

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Gretchenfrage: wie wirksam sind die Maßnahmen?

Die Gretchenfrage lautet laut BHP nun, wie wirksam die beschlossenen Maßnahmen sein werden. In einem günstigen Szenario "dürfte sich die Wirtschaft bald stabilisieren und sich dann in den verbleibenden Monaten des Kalenderjahres 2023 zunehmend festigen und das Geschäftsjahr 2024 mit solider Dynamik eröffnen". Dies entspräche dann der durch den Rohstoffkonzern vor sechs Monaten vertretenen Prognose, die dann allerdings mit Verzögerung einträte.

In einem weniger günstigen Szenario bleibt der Transmissionsmechanismus zwischen den Maßnahmen der Regierung und der Realwirtschaft beeinträchtigt – laut BHP möglicherweise aufgrund mangelnden Vertrauens. In diesem Fall "würde die Erholung unweigerlich länger dauern und die kurzfristigen Wachstumsergebnisse würden enttäuschen, wie sie es im Juniquartal taten".

Das Arbeitsbasisszenario BHP liegt in der Mitte der beiden Szenarien. Der Konzern rechnet nun mit einem chinesischen BIP-Wachstum von 5,0-5,5 % für das Geschäftsjahr 2023. In der vorangegangenen Prognose wurde noch mit 5,75 % bis 6,25 % gerechnet.

China wird zur entscheidenden Frage an den Rohstoffmärkten. Immer mehr Markteilnehmer glauben, dass es der Regierung in Peking nicht gelingt, großangelegte Konjunkturmaßnahmen erfolgreich umzusetzen. Bei früheren Wachstumseinbrüchen – etwa im Zuge der Weltfinanzkrise 2008 – war dies der Regierung noch gelungen.

Gewinneinbruch durch sinkende Rohstoffpreise

Abschließend ein Blick auf die Geschäftszahlen, die BHP am Dienstag veröffentlichte. Der Gewinn im am 30. Juni enden Geschäftsjahr sank von 21,32 Milliarden USD im Vorjahr auf 13,42 Milliarden USD. Damit wurden die Analystenschätzungen geringfügig unterschritten. Die Dividende wird von 1,75 USD auf 0,80 USD pro Aktie gesenkt.

Ursächlich für den Gewinnrückgang sind vor allem gesunkene Rohstoffpreise – insbesondere bei Eisenerz. Hier wurde die Produktion zwar geringfügig von 253 Millionen t auf 257 Millionen t gesteigert. Der durchschnittlich erzielte Preis sank jedoch von 113,10 USD auf 92,54 USD pro Tonne. Auch die Preise für Kupfer und Hüttenkohle sanken. Moderate Preissteigerungen vermeldete BHP lediglich bei Nickel und Kraftwerkskohle.