Graphit Aktien legen nach Pekings Exportbeschränkungen zu – folgen jetzt Seltenerdaktien?
Nach den chinesischen Exportbeschränkungen für Graphit sind Aktien von Unternehmen mit dem Rohstoff im Portfolio deutlich gestiegen. Aktien von Seltenerdunternehmen notieren dagegen im Keller. Dabei könnte hier der nächste chinesische Schock drohen.
Am 20. Oktober informierte die Regierung in Peking über anstehende Exportbeschränkungen für raffiniertes Graphit. Darauf konnten einige Aktien deutlich ansteigen.
Der Kurs der Papiere von Syrah Resources (WKN: A0MXQX, ISIN: AU000000SYR9) etwa stieg seitdem um mehr als 25 %. Das Unternehmen betreibt in der Provinz Cabo Delgado in Mosambik das Balama Graphitprojekt.
Syrah und Renascor legen deutlich zu
Damit will sich Syrah einen langfristigen Wettbewerbsvorteil im Kerngeschäft verschaffen: Aktive Anodenmaterialien, die in Batterien eingesetzt werden. Auch Elon Musks Autobauer Tesla hat bereits bei Syrah Resources geordert. Balama enthält 16,9 Mt Graphit. Die jährliche Produktion soll 350 kt pro Jahr erreichen – bei einer Minenlebensdauer von 50 Jahren.
Auch die Renascor Resources Aktie (WKN: A1C9A9, ISIN: AU000000RNU8) konnte in den vergangenen Wochen um rund 20 % zulegen. Mit dem Projekt Siviour in Südaustralien findet sich auch hier ein Graphitprojekt im Portfolio. Es handelt sich um die zweitgrößte Graphitlagerstätte der Welt und sogar die größte außerhalb Chinas. Renascor könnte damit der weltweit erste Lieferant von gereinigtem sphärischem Graphit außerhalb Chinas werden.
Um den Verkauf muss sich das Unternehmen wenig Sorgen machen. Es bestehen bereits (unverbindliche) Abnahmevereinbarungen mit führenden globalen Anodenunternehmen, darunter POSCO (Südkorea), Zeto und Minguang New Material (China) und Hanwa Corporation (Japan), die insgesamt bis zu 60.000 Tonnen PSG pro Jahr abnehmen. Dies entspricht dem Doppelten der Produktionskapazität der ersten Ausbaustufe. Die australische Regierung unterstützt das Projekt mit einer Kreditfazilität in Höhe von 185 Millionen AUD.
China dominiert den Markt für Graphit fast vollständig
Chinas Dominanz auf dem Markt für Graphit ist ähnlich stark wie dem Markt für Seltene Erden. Das raffinierte Batterieanodenmaterial namens PurifiedSpherical Graphite (PSG) stammt zu nahezu 100 % aus der Volksrepublik – zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls ein Bericht von Climate Energy Finance. Daraus ergibt sich ein erhebliches Risiko für alle Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien und weitere Produzenten.
Die chinesischen Exportbeschränkungen kamen nicht gänzlich überraschend. Bereits im Hochsommer hatte die Volksrepublik Beschränkungen für Gallium und Germanium verhängt – zentrale Rohstoffe bei der Erstellung von Halbleitern. Nicht wenige Beobachter befürchten, dass bald ein Verbot bzw. eine Vorstufe eines Verbots für den Export Seltener Erden folgen könnte.
Auch deshalb versuchen Regierungen weltweit, durch steuerliche Anreize, Subventionen und auch aktiv gesteuerte Industriepolitik, frühzeitig für Ersatz zu sorgen. Ein Beispiel dafür ist der australische Seltenerdproduzent Lynas, der im vergangenen Jahr 120 Millionen USD für den Bau einer Verarbeitungsanlage in Texas erhielt. Im August legte das Ministerium noch einmal 248 Millionen USD obendrauf.
Bald chinesische Exportbeschränkungen für Seltene Erden?
Interessanterweise scheint der Markt das Risiko eines chinesischen Exportstopps für Seltene Erden nicht einzupreisen. Die Aktien vieler Seltenerdunternehmen notieren nahe historischer Tiefststände. Das könnte sich allerdings rasch ändern, sollte es tatsächlich zu Exportbeschränkungen seitens des wichtigsten Herkunftslandes kommen.
Besonders kritisch wäre ein chinesisches Exportverbot, wenn es mit Einschränkungen bei russischen Rohstofflieferungen gleichzeitig auftreten sollte. Exportverbote für zahlreiche kritische Metalle und Energien würden die westlichen Lieferketten hart treffen. Elektroautos, Solarpaneele, Smartphones, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, militärische und medizinische Ausrüstung – für all dies werden kritische Rohstoffe benötigt.
Gallium, Germanium und Graphit sollten deshalb als Warnschuss verstanden werden. Umgekehrt ergeben sich daraus Chancen für Anleger: Die eine oder andere Aktie mit Bezug zu Seltenen Erden ist im aktuellen Umfeld möglicherweise drastisch unterbewertet.