Chile will mehr Kupfer und Kobalt produzieren
Die Regierung von Präsident Gabriel Boric hat in der vergangenen Woche im Rahmen einer durch Finanzminister Mario Marcel gehaltene Präsentation das Ziel ausgegeben, die inländische Produktion von Kupfer bis 2026 um 1,04 Millionen t zu steigern.
Nach Angaben des Ministers soll die Produktion damit relativ kurzfristig um 20 % gegenüber dem Niveau von 2022 steigen. Der Zuwachs entspräche der Eröffnung einer weiteren Escondida Mine – der weltweit größten Kupfermine im Besitz von BHP.
Als unrealistisch gilt der Plan nicht. BloombergNEF hatte das Potenzial für Produktionssteigerungen in Chile in einem Bericht im Oktober auf rund 1,5 Millionen t taxiert – allerdings bis 2028. BNEF-Metall- und Bergbauanalyst Sung Choi hält 1 Million t zusätzlich deshalb für "machbar", 2026 jedoch für "etwas früh".
Minenschließung in Panama: Aus Überschuss könnte Defizit werden
In den vergangenen Jahren war die chilenische Kupferproduktion rückläufig. Sinkende Erzgehalte, Probleme bei der Verfügbarkeit von Wasser und die Pandemie haben dem weltweit größten Kupferproduzenten zugesetzt.
Bislang macht sich dies auf dem globalen Kupfermarkt nur bedingt bemerkbar, da es konjunkturbedingt vielerorts eine verhaltene Nachfrage gegeben hat. So steht etwa der chinesische Immobilienmarkt unter Druck.
In den kommenden Jahren dürfte die Kupfernachfrage jedoch aufgrund der angestrebten Dekarbonisierung deutlich steigen. Gleichzeitig wird der Bau neuer Kupferminen immer schwieriger, langwieriger und teurer.
Die chilenische Produktionsschwäche fällt in eine Zeit, in der das Angebot auch in anderen Ländern zurückgeht. Das aktuell prominenteste Beispiel dafür ist die Schließung der Cobre Mine in Panama. Das Land steht davor, eine der größten und modernsten Kupferminen der Welt dauerhaft zu schließen. Dort wurden zuletzt rund 1,5 % des weltweiten Kupferangebots produziert. Bloomberg taxiert die Kupferressourcen der Lagerstätte auf einen Wert von mehr als 100 Milliarden USD.
Gegen die Mine haben sich in den vergangenen sieben Wochen im gesamten Land Proteste aufgeschaukelt. Das Parlament hatte einen neuen Vertrag für den Minenbetrieb verabschiedet, der jedoch durch das Oberste Gericht für verfassungswidrig erklärt wurde. Präsident Laurentino Cortizo hatte am Dienstag ein behördliches Verfahren zur Schließung der Mine angekündigt.
Die Entwicklungen in Panama sind für den Kupfermarkt von höchster Bedeutung, wie ein Blick auf die aktuelle Situation zeigt. Anfang Oktober hatte die International Copper Study Group noch einen Überschuss von 467.000 t für das kommende Jahr prognostiziert. Die Jahresproduktion der Cobre Mine wird auf 375.000 t geschätzt.
Ein dauerhafter Stillstand würde also den größten Teil des Angebotsüberhangs für das kommende Jahr tilgen. Noch dramatischer fällt die Auswirkung aus, wenn sich Prognosen am unteren Rand bewahrheiten sollten, denen zufolge der Überschuss mit der vollen Produktion in Panama im kommenden Jahr lediglich 355.000 t betragen würde. In diesem Fall würde der Kupfermarkt ins Defizit rutschen.
Produktionsunterbrechungen gibt es auch in anderen Ländern. In der MMG Kupfermine in Peru begann in der vergangenen Woche ein Streik. Dort wurden für die letzten Jahre überdurchschnittlich viele Störungen gemeldet.
Kobalt aus Chile: Abraumhalden bieten Potenzial für 15.000 t pro Jahr
Gelingt Chile eine Ausweitung der Produktion, könnte das Land seiner Marktposition festigen. Dieses Ziel verfolgt die Regierung auch im Hinblick auf Kobalt. Der Finanzminister sprach in der vergangenen Woche nicht nur über Kupfer, sondern auch über Kobalt.
Hier gibt es ein ambitioniertes Ziel: Chile soll zu einem der drei größten Kupferproduzenten weltweit werden. Kobalt fällt bei der Verarbeitung von Kupfer- und Nickelerzen als Nebenprodukt an. Eine Ausweitung der Produktion ist laut Finanzminister Mario Marcel deshalb "der nächste logische Schritt". Damit könne Chile zu einem wichtigen Lieferanten für Batteriemetalle werden. 2022 bei das Land auch der zweitgrößte Lithiumlieferant weltweit.
Der dritte Platz bei Kobalt ist durchaus erreichbar. So schätzte eine Studie der Forscher Dr. Brian Townley vom UdeChile Advanced Mining Technology Centre (AMTC-UChile) bereits 2017, dass das Land jährlich 15.000 t Kobalt aus Abraumhalden gewinnen könnte.
Laut US Geological Survey lag 2022 die DR Kongo mit einer Minenproduktion von 130.000 t auf dem ersten Platz – gefolgt von Indonesien, dass 10.000 t der insgesamt 190.000 t produzierte. Indonesien war allerdings im Vergleich zum Vorjahr beinahe eine Vervierfachung der Produktion gelungen. Auf dem dritten Platz lag Russland mit 8.900 t.