Kupfer kratzt an Viermonatshoch: Nachfrage steigt, Angebot wird unsicherer
Die Kupferpreise haben in dieser Woche an einem Viermonatshoch gekratzt. Der Kupfer Future an der London Metal Exchange (LME) mit Fälligkeit in drei Monaten kostete zeitweise 8.650 USD und damit so viel wie seit dem 4. August nicht mehr. Der Comex Kontrakt mit Fälligkeit im März stieg auf 3,94 USD pro Pfund, was 8.668 USD pro Tonne entspricht.
Seit Anfang Oktober – damals kostete Kupfer ca. 7.800 USD pro Tonne – ist der Preis um rund 10 % gestiegen. Der Markt befindet sich in einem stabilen Aufwärtstrend. Zuletzt kam vor allem mehr Nachfrage aus China. Die Volksrepublik steigerte den Import von Kupferkathoden im November um 13,5 % gegenüber dem Vormonat und kaufte laut am Mittwoch veröffentlichten Zolldaten 378.791 t ein.
Nachfrage aus China zieht seit Monaten an
Ein weiterer Indikator für die wieder anziehende Nachfrage sind die Prämien für physisches Kupfer. Auch diese zogen diese Woche an. Laut Analysten von CCB-Futures versuchen Kupferabnehmer, ihre Lagerbestände aufzubauen, während die Vorräte in China generell niedrig seien.
Tatsächlich steigen die Importe aus China bereits seit einiger Zeit wieder an, nachdem die Nachfrage netto um den Jahreswechsel herum ein Tief erreicht hatte. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres lagen die kumulierten Nettoimporte (also unter Berücksichtigung der Exporte) 6 % unter dem Vorjahresniveau. Importe von mehr als 300.000 t pro Monat wie zuletzt liegen jedoch über dem langjährigen Durchschnitt.
China importiert sowohl raffiniertes Metall als auch Kupferkonzentrate. Gerade bei letzterem ist die Nachfrage hoch. Die Importe von Kupferkonzentrat stiegen in den ersten zehn Monaten des Jahres um 9 % gegenüber dem Vorjahr und dürften 2023 einen Rekordwert erreichen. Auch die Schrottimporte legten deutlich zu.
Ob die steigende Importnachfrage vor allem auf eine Belebung der Konjunktur zurückzuführen ist, ist allerdings ungewiss. Neben niedrigen Lagerbeständen tragen auch Nachhollieferungen aus der Demokratischen Republik Kongo zum Zuwachs der Importe bei. So hatte die chinesische CMOC Gruppe zwischen Juni letzten Jahres und April dieses Jahres aufgrund einer längeren Auseinandersetzung mit der Regierung über Steuern keine Exporte tätigen können.
Institutionelle Investoren sind Netto-Long
Allerdings stellen sich auch institutionelle Investoren zunehmend auf steigende Kupferpreise ein. Seit Ende Oktober besteht bei diesen Investoren in den Kontrakten der LME sowie an der Chicago Mercantile Exchange (CME) eine (noch geringfügige) Netto-Longposition in Kupfer.
Der Shift unter den institutionellen Investoren ist in seinem Ausmaß nicht zu unterschätzen. Ende Oktober ergab sich noch eine Netto-Shortposition in CME Kupfer im Umfang von 21.553 Kontrakten. Im letzten Commitment of Traders Report wurde eine Netto-Longposition von 6.886 Kontrakten gemeldet.
Die Bewegung fand vor allem in Form einer deutlich reduzierten Anzahl der Shortpositionen statt. Diese sank von 76.717 auf 46.558, während es bei den Longpositionen nur geringe Veränderungen gab. An der LME bestand im Oktober noch eine Netto-Shortposition von 15.116 Kontrakten. Diese drehte in eine Netto-Longposition von 15.046 Kontrakten. Die Zahl der Shortkontrakte ging von 47.714 auf 25.674 zurück.
Die Profiinvestoren gehen zum einen davon aus, dass der Zinserhöhungszyklus in den USA überschritten ist. Zum anderen sehen Analysten auch Hinweise darauf, dass das Kupferangebot mit größeren Risiken behaftet sein könnte als bislang angenommen.
Lange waren Analysten davon ausgegangen, dass Kupfer zwar langfristig knapp sein würde, kurzfristig jedoch ein Überschuss am Markt besteht. Doch dieser Überschuss scheint zu schwinden.
Dazu trägt unter anderem die Schließung der Mine Cobre Panama von First Quantum ein. Das oberste Gericht des Landes hatte die Bergbaulizenz des Unternehmens als verfassungswidrig eingestuft. Im vergangenen Jahr wurden in der Mine 350.000 t Kupfer produziert.
Auch Vale und Anglo American haben ihre Produktionsprognosen für 2024 und 2025 gesenkt. Anglo American begründet dies mit geologischen Problemen in seiner Quellaveco-Mine in Peru und einer geplanten vorübergehenden Schließung einer Verarbeitungsanlage in Los Bronces in Chile.
Robert Friedland: Kupferpreis von 15.000 USD notwendig für neues Minenangebot
Die Angebotskrise könnte sich als ausgesprochen hartnäckig erweisen. Das jedenfalls glaubt Bergbaumagnat Robert Friedland. Er rechnet damit, dass der Kupferpreis im kommenden Jahr auf 9000 USD pro t steigt. Dies werde aber nicht ausreichen, um das Angebot zu stimulieren. Preise in diesem Bereich seien für Bergbauunternehmen nicht hinreichend attraktiv, um die Risiken beim Bau großer, kapitalintensiver Minen in unsicheren Ländern auf sich zu nehmen.
"Wir brauchen wahrscheinlich etwa 15.000 USD pro Tonne, die über einen langen Zeitraum stabil bleiben, bevor die Industrie sich wirklich darauf vorbereiten und diese riesigen Minen bauen kann", sagte der Gründer und geschäftsführende Co-Vorsitzende von Ivanhoe Mines Ltd. gegenüber Bloomberg TV.