Lithiumpreise: Folgt auf die Talsohle die nächste Rallye?
Der Grund für den Preisrückgang bei Lithium ist – neben zwischenzeitlichen Übertreibungen nach oben – ein Angebotsüberhang. Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen aus anderen Ländern sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Dies wirkt sich auf den Lithiummarkt aus. Die ersten Akteure reduzieren ihre Investitionen, um Liquidität zu bewahren. Core Lithium (ASX: CXO) etwa hatte kürzlich angekündigt, den Bergbaubetrieb vorübergehend einzustellen. Das im australischen Northern Territory ansässige Unternehmen will sich stattdessen zunächst auf die Verarbeitung bestehender Vorräte konzentrieren.
Der Branchendienst Benchmark Mineral Intelligence prognostiziert für dieses Jahr einen Überschuss von 30.000 t. Auch für die beiden Folgejahren prognostiziert Benchmark Überschüsse. Erst im Jahr 2030 soll ein Defizit von 400.000 t Lithiumcarbonatäquivalent auftreten.
An einen langfristigen Preiseinbruch glaubt Daniel Sullivan, der Leiter Global Natural Resources bei Janus Henderson, allerdings nicht. Im Janus Henderson Rohstofffonds (Verwaltetes Vermögen: Rund 500 Millionen USD) ist auch Lithium vertreten.
Sullivan glaubt, dass der Markt sich zu Beginn des Jahres normalisiert und anschließend in eine Erholungsphase treten könnte. "Ich glaube nicht, dass es einen sehr langen Einbruch geben wird". Dem Fondsmanager zufolge stehen für Lithiumexplorer und -entwickler weiterhin Finanzmittel zur Verfügung. Dies könne sich allerdings ändern, sollte dies Preise weitere zwölf Monate lang niedrig bleiben.
Elektroautos verkaufen sich nicht wie erhofft
Die Ursache für den Preisrückgang bei Lithium: Elektroautos verkaufen sich zwar gut, aber nicht so gut wie erhofft – und dies wirkt sich auch auf die Nachfrage nach dem Batteriemetall aus. Donnerstag etwa vermeldete der US-Autovermieter Hertz, seine Elektroautoflotte um 20.000 Fahrzeuge reduzieren zu wollen. Stattdessen sollen wieder mehr Verbrennerfahrzeuge gekauft werden.
Als Grund nannte das Unternehmen die hohen Ausgaben für Reparaturen nach Unfällen bei Elektroautos. Im April 2022 hatte Hertz den Kauf von bis zu 50.000 Elektroautos vor Polestar angekündigt, zuvor waren Teslas in größerer Zahl gekauft worden. Der Konkurrent Sixt hatte kürzlich angekündigt, keine E-Autos von Tesla mehr vermieten zu wollen. Der Grund: Schwache Wiederverkaufswerte und höhere Reparaturkosten.
Die Verkäufe von Elektroautos sind im Jahr 2023 hinter den Prognosen zurückgeblieben. Vor einem Jahr hatten Analysten für die USA noch mit 1,6 Millionen EV-Verkäufen gerechnet. Verkauft wurden aber lediglich rund 1,2 Millionen Fahrzeuge. Eine Schätzung des Fahrzeugbewertungs- und Automobilforschungsunternehmen Kelley Blue Book, taxiert die Verkäufe auf exakt 1.189.051 neue Elektrofahrzeuge. Zwar wächst der Markt weiterhin, dass die Dynamik hat sich jedoch deutlich abgeschwächt.
Die Hersteller sehen sich mit wachsenden Lagerbeständen konfrontiert und senken die Preise wie etwa Tesla im vergangenen Jahr. Auch der chinesische Autohersteller BYD senkt die Preise für mehrere Elektroautomodelle um teilweise mehr als 7.000 EUR.
Die nachlassende Dynamik gibt insbesondere in den USA Anlass zur Vorsicht, da hier die Anreize für den Kauf von Autos durchweg ausgebaut wurden. Dies betrifft den Ausbau des Ladenetzes sowie die Einführung von Steuergutschriften. Dieser Anreize konnten trotz der Preissenkungen offenbar nicht die gewünschte Dynamik entfalten.
In Deutschland hat der Markt im Dezember geradezu eine Vollbremsung hingelegt. Im letzten Monat des Jahres 2023 wurden nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes 55.000 E-Autos neu zugelassen – ein Rückgang von rund 50 % gegenüber dem Vorjahr.
Allerdings gibt es hier einen doppelten Sondereffekt. Im Dezember 2022 gab es noch den erhöhten Umweltbonus, der zum vorvergangenen Jahreswechsel gesenkt wurde. Im abgelaufenen Jahr hatte die Bundesregierung die Kaufprämie bereits am 17. Dezember überraschend vollständig gestrichen.
Australien prognostiziert sinkende Lithiumpreise
Längst nicht alle Marktteilnehmer sind angesichts der schleppenden Entwicklung auf dem Fahrzeugmarkt so optimistisch im Hinblick auf die Entwicklung der Lithiumpreise wie Sullivan. Die australische Regierung etwa rechnet damit, dass der Spotpreis für Spodumen im Jahr 2025 auf 2.200 USD pro t sinken wird, verglichen mit 3.840 USD pro t im letzten Jahr.
Der Preis für Lithiumhydroxid könnte im nächsten Jahr von 52.450 USD im Jahr 2023 auf etwa 30.000 USD pro t sinken. "Aufgrund des prognostizierten Angebotsüberschusses wird nicht erwartet, dass die Preise vor 2025 wieder auf frühere hohe Niveaus wie im Jahr 2022 und Anfang 2023 zurückkehren", teilte das Ministerium mit.
Besonders wichtig ist ein Detail. So geht das Ministerium davon aus, dass zwar einige kostenintensive Produzenten (vor allem in China) die Produktion mangels Rentabilität eingeschränkt haben. Die meisten Lithiumproduzenten seien jedoch auch zu den aktuellen Marktpreisen profitabel und könnten weiterhin produzieren. So hätten die fünf größten australischen Lithiumminen für das Geschäftsjahr 2022/23 durchschnittliche Produktionskosten von 670 AUD bis 1.225 AUD pro t gemeldet.
Lithium Future: Volumen an der CME steigt deutlich an
Dass das Interesse an Lithium nicht abebbt, zeigt ein Blick auf die Handelsvolumina in den Lithium Futures der Chicago Mercantile Exchange (CME). Der in Cash abgerechnete Kontrakt auf Lithiumhydroxid etwa verzeichnete einen Anstieg des Handelsvolumens von 468 t im Jahr 2022 auf 20.307 t im vergangenen Jahr. Das Open Interest stieg um das 34-fache auf 14.522 t.