Das wünscht sich der europäische Bergbau für 2024
- Den Weg frei machen für mehr Investitionen in den heimischen Bergbau – und auch Mittel dafür bereitstellen
- Strategische Partnerschaften mit Drittländern für eine diversifizierte Rohstoffversorgung
- Schnellere Genehmigungsprozesse
- Mehr gesellschaftliche Akzeptanz
- Mehr Recycling
Selbst wenn steigende Energie- und Personalkosten sowie geopolitische Unsicherheiten ausgeklammert werden, ist die Wunschliste des europäischen Bergbaus für 2024 lang.
Der im belgischen Woluwe-Saint-Pierre ansässige Verband Eurometaux – nach eigenem Verständnis die entscheidende Stimme der Hersteller und Recycler von Nichteisenmetallen in Europa – hält an einem Strategiepapier fest, das bereits Ende 2021 veröffentlicht wurde und in den Augen der Organisation bis heute Gültigkeit besitzt.
Eurometaux, zu dessen Mitgliedern Unternehmen wie Alcoa, Anglo American, Glencore und Aurubis gehören, appelliert an die EU und fordert widerstandsfähigere Lieferketten und reduzierte strategische Abhängigkeiten. Erreicht werden solle dies durch eine Kombination aus inländischen Investitionen und globalen Maßnahmen.
"EU muss wieder auf die Bergbaukarte zurückkehren"
Diese müssten einhergehen mit besseren Rahmenbedingungen für eine verstärkte Produktion von Metallen in Europa. "Der EU-Metallsektor braucht eine nachhaltige Wertschöpfungskette vom Bergbau bis zur endgültigen Metallproduktion, einschließlich Recycling", wünscht sich Eurometaux. Der Verband hatte sich im vergangenen Jahr für die Aufnahme von Aluminium in den Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU ausgesprochen – ein Wunsch, den Politik schließlich erfüllte.
Weit genug geht das Gesetz dem Verband jedoch nicht. Eurometaux-Präsident Evangelos Mytilineos bezeichnete den CRMA als "wichtigen ersten Schritt, um Europas drohende Herausforderung bei der Metallversorgung anzugehen", um direkt nachzuschieben: "Es muss jetzt der Beginn eines viel größeren politischen Wandels sein, um die EU-Investitionen wirklich anzukurbeln".
Der Verband Euromines (The European Association of Mining Industries, Metal Ores & Industrial Minerals) aus Brüssel hatte im Dezember den CRMA grundsätzlich begrüßt, letztlich aber weitergehende Maßnahmen als Wunsch für die Zukunft geäußert.
Im CRMA sieht Euromines, zu dem neben nationalen Bergbauverbänden auch große Bergbauunternehmen wie Rio Tinto, Lundin Mining, CAT oder Agnico Eagle gehören, einen "einen ersten Baustein einer offenen strategischen Autonomie". Der Verband "ermutige" jedoch zu weiteren Schritten zur Verbesserung und Sicherung der Rahmenbedingungen für eine verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung in Europa.
Industrie warnt: Critical Raw Materials Act nicht genug
Euromines sieht die EU in einer Position mangelhafter Wettbewerbsfähigkeit, die das Resultat "jahrelanger Vernachlässigung" des heimischen Bergbaus sei. Euromines Generaldirektor Rolf Kuby betont: "Der grüne Wandel muss im Bergwerk beginnen. Solaranlagen oder Windkraftanlagen müssen schließlich nicht nur grünen Strom produzieren – sie müssen auch aus grünen Rohstoffen bestehen." Die EU müsse "wieder auf die Bergbaukarte zurückkehren". Notwendig seien etwa straffere Genehmigungen und ESG-orientierte Förderungen.
Der Critical Raw Materials Act der EU formuliert das Ziel, dass Europa bis zum Jahr 2030 10 % seines jährlichen Verbrauchs an Schlüsselmineralien selbst gewinnen und 40 % verarbeiten soll. Die EU strebt außerdem an, 25 % der kritischen Rohstoffe, die im Abfall landen, zu recyceln. Auch soll kein ausländischer Lieferant mehr als 65 % aller strategischen Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Kupfer oder Titan liefern.
Euromines hat die Initiative für nachhaltigen Bergbau auf den Weg gebracht, die einer besseren gesellschaftlichen Akzeptanz des Bergbaus in Europa dienlich sein soll. Die Initiative soll "die Leistungen unserer Mitglieder im Bereich der Nachhaltigkeit und deren Umsetzung in ihrem Tagesgeschäft kommunizieren", heißt es auf der Website des Verbands.
Bergbau "Teil der Lösung und nicht des Problems"
Auch die Konzerne selbst betonen immer wieder, dass das gesellschaftliche Bild vom Bergbau nicht mehr aktuell sei. Rio Tinto etwa wirbt um mehr gesellschaftliche Akzeptanz: Europa brauche mehr Bergbau, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Die Branche leide unter einer negativ behafteten Vergangenheit, habe sich aber stark verändert hat.
"Erhebliche Investitionen in neue Innovationen und Technologien bedeuten, dass ein nachhaltiger Bergbau möglich ist. Vom Bergbau unter Tage bis hin zur Minimierung des industriellen Fußabdrucks an der Oberfläche, dem Einsatz elektrischer Transportmittel, der Abfallverringerung und dem Recycling – all dies sind gute Beispiele dafür. Der Bergbau ist ein Teil der Lösung und nicht des Problems", betont der Bergbauriese.
Rio Tinto ist zusammen mit Aurubis und Northvolt Teil einer Allianz, die im September in einem Brief an die EU-Kommission eine stärkere EU-Finanzierung für Projekte forderte. Das Unternehmen kämpft derzeit um die Genehmigung für das Lithiumprojekt Jadar in Serbien.
Standorte wie Serbien gewinnen durch den CRMA indirekt an Bedeutung. Das Gesetz ermöglicht strategische Partnerschaften mit Drittländern. Nicht zuletzt Explorationsunternehmen setzen hier auf einen neuen Rahmen, der Investitionen erleichtert.
Für einen stärkeren Fokus auf Recycling setzt sich der Industriemetallverband IMA Europe ein – eine Dachorganisation, die eine Reihe von europäischen Verbänden für einzelne Mineralien wie Kalziumkarbonate (GCC/PCC), Feldspat, Kaolin, Kalk, plastische Tone, und Siliciumdioxid vertritt. Der Verband fordert in einer aktuellen Publikation mehr Aufmerksamkeit der Politik für Recycling und betont dessen "immense Bedeutung als Eckpfeiler der Kreislaufwirtschaft".