Öl- und Gasexploration: Der Markt verschiebt sich – ein wenig

Öl- und Gasexploration: Der Markt verschiebt sich – ein wenig bigstockphoto

Saudi-Arabien hatte Ende Januar Änderungen an der Kapazitätsstrategie bekannt gegeben. Der staatliche Ölkonzern Aramco wurde durch die politische Führung angewiesen, die laufenden Arbeiten zum Ausbau der Maximalkapazität auf 13 Millionen Barrel pro Tag einzustellen. Die maximale Kapazität soll nach dem Willen des Königreichs stattdessen bei 12 Millionen Barrel pro Tag verbleiben.

Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman begründet dies mit der Energiewende. Strategisches Kalkül kommt angesichts der schwachen Ölpreise allerdings ebenfalls in Betracht. Aktuell notiert der Preis für ein Barrel 82 USD, WTI kostet gut 77 USD. Inflationsbereinigt wirken die Ölpreise gemessenen Zeitraum seit 1974 derzeit moderat.

Inflationsbereinigt sind die Ölpreise unauffällig

Außerdem steht im Raum, dass Riad die Ölproduktion nicht ausweitet, weil US-Präsident Joe Biden exakt dies bei einem Besuch gefordert hatte.

Saudi-Arabien wird die steigende Ölnachfrage somit absehbar nicht ausgleichen. Dasselbe gilt für Russland, das seine kriegsbedingt zeitweise starken Exportverluste mengenmäßig mittlerweile weitgehend ausgleichen konnte, aber auch nicht mehr fördert als vor dem Krieg. Ähnlich verhält es sich bei Gas: Die russische Erdgasproduktion sank im vergangenen Jahr um 5,5 %.

Die USA sind seit 2022 der weltgrößte LNG-Exporteur und damit ein zentraler Akteur auf dem globalen Erdgasmarkt – forcieren weiteres Wachstum aber insbesondere im Exportgeschäft zunächst nicht. Joe Biden hatte am 26. Januar die Genehmigung für anhängige und zukünftige Anträge auf den Export von Flüssiggas (LNG) aus neuen Projekten ausgesetzt und eine Umweltverträglichkeitsprüfung angekündigt.

Öl und Gas: Norwegen rechnet mit Rekordinvestitionen

Doch andernorts boomt die Öl- und Gasexploration. Norwegische Ölunternehmen etwa rechnen für 2025 mit Rekordinvestitionen in Exploration, Bohrungen und Pipeline-Transport. Dies geht aus Daten hervor, die das norwegische Statistikamt am vergangenen Donnerstag veröffentlichte. So rechnet die Industrie mit Investitionen in Höhe von 244 Milliarden Kronen – so viel wie nie.

Für 2025 rechnet die Branche mit 205 Milliarden Kronen – zumeist werden die Prognosen jedoch im Zeitverlauf noch angehoben. Ein weiterer Rekord im kommenden Jahr ist Beobachtern zufolge wahrscheinlich. Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine ist Norwegen Europas größter Erdgaslieferant.

Mehr exploriert wird auch in der Republik Kongo. Das Land verfügt über Reserven von 1,8 Milliarden Barrel Öläquivalent und 284 Milliarden Kubikmeter Erdgas, der Markt entwickelt sich gerade. Das Öl- und Gasanlagenentwicklungsunternehmen Trident OGX Congo leitet ein siebenjähriges Entwicklungsprogramm in den Ölfeldern Mengo-Kundji-Bindi und will die Rohölproduktion des Landes dadurch um 30 % steigern.

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Republik Kongo, Südafrika, Guyana: Total, Exxon und Co. erschließen neue Felder

Die Regierung will zudem ein bedeutender LNG-Exporteur werden. Im ersten Quartal 2024 könnte der italienische Energiekonzern Eni erstmals Erdgas aus der LNG-Anlage Tango verkaufen.

Total Energies erhielt im vergangenen Herbst grünes Licht für Offshore-Gasbohrungen vor der südafrikanischen Küste. Dort hatte das Unternehmen 2019 und 2020 zwei große Gasfelder entdeckt, an denen auch Shell und das nationale Ölunternehmen PetroSA beteiligt sind. Das Gebiet zwischen Kapstadt und Kap Agulhas erstreckt sich über etwa 10.000 km².

Exxon Mobil indes hat eine neue Explorationsoffensive vor der Küste von Guyana nahe der Grenze zu Surinam gestartet und sucht nach Öl und Gas. Der US-Konzern hat in der Gegend bislang fünf Projekte mit geschätzten 11 Milliarden Barrel Äquivalent auf den Weg gebracht und entscheidet demnächst über Investitionen in das sechste Projekt.

Explorationsarbeiten sind im Öl- und Gasgeschäft selbst bei einer stagnierenden globalen Nachfrage obligatorisches Tagesgeschäft. Pro Jahr sinkt ansonsten das Produktionspotenzial um rund 6 Mio. Barrel pro Tag. Alle zwei Jahre müsste der Markt also rechnerisch den Ausfall Saudi-Arabiens als weltweit größtem Ölproduzenten verkraften.

IEA erwartet Rekordnachfrage nach Öl

Doch mit der Exploration muss die Kapazität nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut werden. Die globale Nachfrage nach Rohöl wird nach den jüngsten Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) in diesem Jahr auf einen neuen Höchstwert von 103,5 Millionen Barrel pro Tag steigen. Ohne die Konjunkturschwäche in Europa und China könnte das Wachstum sogar noch höher ausfallen. 2023 lag die weltweite Nachfrage noch bei 101,89 Millionen Barrel pro Tag, 2022 bei 99,57 Millionen Barrel.

Auch die IEA sieht eine moderate Verschiebung des Marktes. So rechnet die Behörde damit, dass das Angebot der OPEC+ im westlichen konstant bleibt – und zwar auch dann, wenn freiwillige Kürzungen der Förderung im zweiten Quartal auslaufen. In den USA, Brasilien, Guyana und Kanada wird dem Bericht zufolge dagegen mehr gefördert.

Die weltweite Nachfrage nach Erdgas wird laut IEA-Bericht in diesem ebenfalls einen Rekord erreichen – angeführt von der Nachfrage in den Schwellenländern. 2023 lag das Wachstum mit 0,5 % recht niedrig. In diesem Jahr wird die weltweite Gasnachfrage voraussichtlich um 2,5 % oder 100 Milliarden Kubikmeter zunehmen.