Bergbau in Guinea: Sind Megaprojekte wie Simandou durch Instabilität in Gefahr?
Die Gewerkschaften in Guinea haben den Generalstreik am Mittwoch in einer Erklärung beendet. Anlass war die Erfüllung einer zentralen Forderung: der Freilassung von Sékou Jamal Pendessa, dem Generalsekretär der Gewerkschaft der Pressefachleute Guineas.
Nun kann über die anderen Forderungen zumindest wieder verhandelt werden. Zu diesen Forderungen gehören die Senkung der Preise für Grundnahrungsmittel, die Aufhebung von Internetbeschränkungen und die formelle Anwendung eines Mindestlohnabkommens, das im November letzten Jahres mit der Regierung vereinbart wurde.
Streik legt Minen lahm
Der am Montag begonnene Streik hatte das öffentliche Leben und den Bergbau des Landes weitgehend lahmgelegt. Doch die Situation bleibt angespannt. Ein Mitarbeiter eines Bergbauunternehmens sagte gegenüber "Reuters", die Arbeiter seien nicht erschienen und einige Minen würden den Betrieb nur in geringem Umfang aufrechterhalten können. Die Reuters-Quelle wollte jedoch namentlich nicht genannt werden.
Die Regierung Guineas wurde 2021 durch das Militär an die Macht gebracht. Am 5. September 2021 kam es zu einem Putsch durch Angehörige einer Spezialeinheit der Armee gegen den damaligen Präsidenten Alpha Condé, der festgenommen und abgelöst wurde.
Die Entwicklung im Land wird durch die Bergbaubranche aufmerksam beobachtet. Denn Guinea ist im Bergbau eine zentrale Größe. Das Land ist der zweitgrößte Bauxitproduzent der Welt. Bauxit wird für die Herstellung von Aluminium benötigt – aufgrund des Streiks zogen sogar die Aluminiumpreise in China an.
Bauxit und Eisenerz: Guineas Bergbau wächst dynamisch
Der Bergbau in Guinea wächst dynamisch. Vor zehn Jahren produzierte das Land noch 20 Mio. t Bauxit – im vergangenen Jahr bereits 126 Mio. t. 48 Mio. t davon entfielen auf CMB:
Guineas führender Bauxitproduzent und -exporteur Societe Miniere de Boke wird in den nächsten fünf Jahren bis zu 1 Milliarde USD investieren, um seine Flussterminals zu modernisieren und Schiffe zu kaufen. Dies hatte CEO Frederic Bouzigues Anfang Februar mitgeteilt.
Das womöglich wichtigste Projekt des Landes ist Simandou. Das Eisenerzprojekt gehört Rio Tinto, der guineischen Regierung und mindestens sieben weiteren Unternehmen, darunter fünf aus China. Der Vorstand von Rio Tinto hatte Anfang Februar endgültig die Investition in das seit Jahrzehnten überfällige Projekt beschlossen. Simandou soll zur größten und hochwertigsten Eisenerzmine der Welt werden und 5 % der weltweiten Nachfrage decken.
Größte Eisenerzmine der Welt: Rio Tinto nimmt Simandou 2025 in Betrieb
Die komplexe Eigentümerstruktur, Verzögerungen aufgrund von Rechtsstreitigkeiten, politischen Veränderungen in Guinea und baulichen Herausforderungen hatten die nun für 2025 geplante Inbetriebnahme immer wieder vereitelt.
Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die Regierung dem Projekt weitere Steine in den Weg legen könnte. Allerdings gab es bereits im vergangenen Jahr eine handfeste Auseinandersetzung mit der Bergbaubranche im Land. Anfang August hatten die Behörden den Unternehmen ein Ultimatum gestellt und verlangt, dass mindestens 50 % der Exporteinnahmen repatriiert werden. Dies sollte der Regierung Einnahmen verschaffen und die Währung (Guinea-Franc) stützen.
In den Chefetagen dürfte die Entwicklung rund um den Generalstreik deshalb aufmerksam verfolgt werden. In Guinea sind neben Rio Tinto und Arrow Minerals (Simandou North) zahlreiche weitere Unternehmen aktiv. SRG Mining etwa arbeitet im Süden des Landes am Projekt Lola. Robex Resources ist bei Kiniero aktiv, Predictive Discovery bei Bankan und Golden Rim Resources bei Kada.