Graphit aus China: Wird der Inflation Reduction Act jetzt aufgeweicht?
Das Finanzministerium in den USA hat am vergangenen Freitag eine Regelung erlassen, die Autoherstellern die Verwendung chinesischen Graphits zwei Jahre länger als bislang vorgesehen gestattet. Bis 2026 können EV-Hersteller Graphit aus China in ihren Fahrzeugen verbauen, ohne dabei die im Inflation Reduction Act vorgesehenen Steuergutschriften zu gefährden.
IRA-Steuergutschriften trotz Graphit aus China bis 2026
Das Finanzministerium nahm die Änderungen im Rahmen der Veröffentlichung endgültiger Regeln für die Steuergutschriften vor. "Diese Maßnahmen geben einem Markt, der bereits schnell wächst, Sicherheit und Klarheit", kommentierte John Podesta, Berater des Weißen Hauses für saubere Energie.
Die Steuergutschriften des IRA sollen die Produktion von Elektrofahrzeugen fördern und die Lieferketten für Mineralien und Batterien in die USA verlagern. Insbesondere soll die Abhängigkeit von China bei wichtigen Rohstoffen wie etwa Batteriemetallen reduziert werden.
Die Regelungen des IRA unterliegen mitunter Zielkonflikten. So führen strengere Vorgaben für die in Batterien verbauten Rohstoffe tendenziell zu einem Nachfrageimpuls für die heimische Industrie. Insgesamt aber verlangsamt sich der politisch erwünschte Zuwachs bei Elektrofahrzeugen.
Die Alliance for Automotive Innovation, die große Automobilhersteller vertritt, weist auf die hohen Hürden für die Steuergutschriften hin. So hätten nur 22 von 122 in den USA verkauften Elektrofahrzeugmodellen Anspruch auf einen Teil oder die gesamten 7.500 USD.
Die schrittweise Einführung der Regeln für Steuergutschriften bringt eigene Probleme mit sich, weil einige Modelle mit dem Inkrafttreten neuer Regeln immer wieder von der Förderfähigkeit ausgeschlossen werden. Die im Januar eingeführten Batterieanforderungen führten so etwa dazu, dass mehrere Modelle nicht subventionsberechtigt waren, da bestimmte Komponenten von außerhalb Nordamerikas bezogen wurden.
Ursprung von Graphit schwierig zurückzuverfolgen
Graphit aus China sollte eigentlich ab 2025 nicht mehr mit den Steuergutschriften kompatibel sein. Nun ist der Rohstoff bis Ende 2026 zugelassen. Autobauer hatten auf Schwierigkeiten bei der alternativen Beschaffung von Graphit bzw. dem Nachweis der Herkunft hingewiesen.
Die Regierung räumte nun ein, dass es für Unternehmen schwierig sei, den Ursprung von Graphit zurückzuverfolgen, insbesondere weil natürlicher Graphit oft mit synthetischem Graphit aus Petrolkoks vermischt wird, der selbst schwer zurückzuverfolgen ist.
Im Gegenzug für den zweijährigen Aufschub müssen Unternehmen nun nachweisen, dass Lieferketten neu ausgerichtet werden und die Herkunft von Graphit dokumentiert wird.
Die zweijährige Verlängerung wird in den USA von mehreren Seiten scharf kritisiert. Der Vorsitzende des Energieausschusses des Senats, Joe Manchin, etwa monierte, die Regierung habe deutlich gemacht, dass sie "gegen das Gesetz verstoßen wird, um ihr Ziel zu erreichen, den Markt so schnell wie möglich mit Elektrofahrzeugen zu überschwemmen". Das Finanzministerium habe FEOC-Ländern "einen langfristigen Weg geboten, in unseren Lieferketten zu bleiben."
"Langfristiger Platz in den Lieferketten" für FEOC-Länder
Die North American Graphite Alliance zeigte sich enttäuscht über den zeitlichen Aufschub und forderte die Regierung auf, nun zumindest an dem neuen Zeitplan festzuhalten, damit Automobilhersteller und Batteriehersteller Kaufverträge für 2027 bei nordamerikanischen Unternehmen abschließen könnten.
Befürworter finden sich naturgemäß in den Reihen der Automobilindustrie: John Bozzella von der Alliance for Automotive Innovation sieht in den neuen Regeln des Finanzministeriums die Anerkennung der "Realitäten der globalen Lieferkette" und lobte eine "gewisse vorübergehende Flexibilität".
Auf China entfallen derzeit 70 % der weltweiten Graphitproduktion. Das Material wird zur Herstellung von Anoden verwendet.