Argentiniens Bergbau: Startet Milei den Kupfer-Rausch der Anden?
Argentiniens Präsident Javier Milei muss die angeschlagene Wirtschaft des Landes in Gang bringen. Geologisch weist Argentinien große Ähnlichkeiten zum benachbarten Chile auf – dem größten Kupferproduzenten der Welt. Auch Argentinien will nun die großen Vorkommen unter der Erde heben und in die Top-10 der weltweiten Kupferproduzenten aufsteigen.
Dazu muss Milei allerdings Bergbauunternehmen von Investitionen überzeugen. Und genau hier beginnt das Problem: Neben einer nach wie vor hohen (wenn auch rückläufigen) Inflation und hohen Steuersätzen leiden ausländische Unternehmen unter strengsten Kapitalkontrollen.
Argentiniens Bergbau leidet unter Kapitalkontrollen
Eine sofortige, vollständige Aufhebung der Kapitalkontrollen würde die unter Reservenschwund leidende Notenbank des Landes nicht verkraften. Milei hat deshalb lediglich versprochen, die Kontrollen "sehr bald" aufzuheben.
Franco Mignacco, Vizepräsident der argentinischen Kammer der Bergbauunternehmer (CAEM), sprach in der vergangenen Woche von einer "Vertrauenskrise". Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes würden Projekte bremsen. "Wir verfügen über die Ressourcen, wir haben die Explorations- und Planungsarbeiten durchgeführt, aber wir müssen makroökonomische Sicherheit schaffen, damit diese Projekte verwirklicht werden können."
Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt Josemaria im Besitz einer Lundin Mining-Tochter. Alfredo Vitaller, Vizepräsident für Unternehmensangelegenheiten bei Josemaria, stellte gegenüber "Reuters" klar, dass "wirtschaftliche und rechtliche Sicherheit" notwendig sei, um das Projekt voranzubringen. Einen konkreten Termin für den Baubeginn gebe es noch nicht.
Vitaller hält rasche Fortschritte in der argentinischen Kupfer-Pipeline für möglich. "Wenn die Bedingungen für den Sektor verbessert würden und die bestehenden Probleme angegangen würden, könnten zumindest sechs der fortschrittlichsten Kupferprojekte Argentiniens mittelfristig mit den Investitionen in ihren Bau beginnen".
Der Präsident will im Kongress ein Reformpaket durchsetzen. Zu diesem gehören Steuervergünstigungen und ein erleichterter Zugang zu Fremdwährungen für Betreiber von Großprojekten mit Investitionsvolumina von mehr als 200 Mio. USD.
Gemeint ist das Large Investment Incentive Regime (Régimen de Incentivo a las Grandes Inversiones, RIGI). Auf dem Gesetzespaket ruhen große Hoffnungen. Michael Meding von der McEwen Mine Los Azules etwa sagt: "Das RIGI wird als Überbrückungskabel für Infrastrukturprojekte dienen". Juan Pablo Perea, der Bergbauminister der kupferreichen Provinz San Juan, ist überzeugt: "Mit dem RIGI werden wir mehr Investitionsmöglichkeiten in der Provinz haben".
Regionalregierungen gründen Kupferkomitee
Ernesto Cussianovich vom Beratungsdienstleister Poliarquia glaubt, dass die Reform zwar nützlich sein und kurzfristige Erleichterung bringen könnte, das Problem aber nicht löst. "Für einen Investor ist es sehr schwierig, über Pläne nachzudenken, in dem Land zu investieren, wo es diese Kapitalkontrollen gibt und der Export von Fremdwährungen praktisch verboten ist."
Milei muss also zunächst die Inflation unter Kontrolle bekommen, bevor die großen makroökonomischen Bremsklötze weggeräumt werden können. Auf den ersten Blick scheint dies ein fast aussichtsloses Unterfangen, stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahr doch um 289,4 %.
Daten der argentinischen Zentralbank zeigen jedoch einen deutlichen Rückgang der Teuerung auf Monatsbasis. Lag die monatliche Inflation im Dezember (dem Monat von Mileis Amtsantritt) noch bei 25,5 %, waren es im April noch 8,8 %.
Die Regionalregierungen der nördlichen Provinzen San Juan, Salta, Catamarca und Mendoza haben in der vergangenen Woche ein Kupferkomitee eingerichtet. Dieses soll Perea zufolge "Projekte entwickeln und in die Produktion bringen". Der Minister rechnet für seine Provinz bis 2030 mit Mehreinnahmen von 3 Mrd. USD aus dem Kupfergeschäft.
Romina Sassarini, Bergbau- und Energieministerin in Salta, hofft ebenfalls auf mehr Investitionen und verweist auf das Taca-Taca-Projekt von First Quantum Minerals, das 3,6 Mrd. USD benötige.
Acht argentinische Kupferprojekte könnten 1,2 Mio. t pro Jahr liefern
Allein acht in der Pipeline befindliche Kupferprojekte in Argentinien könnten schon bald 1,2 Mio. t Kupfer pro Jahr liefern. Zur Einordnung: 2023 belief sich die weltweite Minenproduktion auf 22 Mio. t.
- El Pachon von Glencore ist eine Kupfer- und Molybdänlagerstätte in der Provinz San Juan etwa 5 Kilometer von der Grenze zu Chile entfernt. Die geschätzte jährliche Kapazität: 280.000 t.
- Taca Taca von First Quantum Minerals ist eine porphyrische Kupfer-Gold-Molybdän-Lagerstätte in der Provinz Salta im Nordwesten Argentiniens. Die jährliche Kapazität: 227.000 t.
- Los Azules von McEwen Mining ist ein Porphyr-Kupfer-Explorationsprojekt in der Provinz San Juan mit einer geplanten jährlichen Kapazität von 186.000 t.
- MARA von Glencore in der argentinischen Provinz Catamarca verfügt über nachgewiesene und wahrscheinliche Mineralreserven von 5,4 Millionen Tonnen Kupfer und 7,4 Millionen Unzen Gold. Die jährliche Kupferkapazität: 155.000 t.
- Josemaria von Lundin Mining ist ein Kupfer-Gold-Silber-Projekt in San Juan und soll pro Jahr 131.000 t Kupfer produzieren. Das Projekt gilt als am weitesten fortgeschritten.
- Altar von Aldebaran und Sibanye Stillwater ist eine porphyrische Kupfer-Gold-Molybdän-Silber-Lagerstätte in San Juan und soll nach der Fertigstellung 127.000 t Kupfer pro Jahr produzieren.
- Filo del Sol von Filo (Teil der Lundin Group) ist eine hochsulfidierte epithermale Kupfer-Gold-Silber-Lagerstätte, die mit einem großen Porphyr-Kupfer-Gold-System verbunden ist und nach Inbetriebnahme 67.000 t Kupfer pro Jahr produzieren soll.
- San Jorge von Solway ist ein Porphyr-Kupfer- und Goldprojekt in der Provinz Mendoza. Die mittelgroße Lagerstätte mit Gesamtressourcen von 900.000 Tonnen Kupfer und 1,03 Millionen Unzen Gold soll 40.000 t Kupfer pro Jahr produzieren.