BHP und Anglo American: Deal wohl gescheitert
BHP hatte bei Anglo American um weitere Verhandlungen und eine Verlängerung der Deadline ersucht. Dies lehnte der Vorstand von Anglo – der sich bislang stets einstimmig gegen die Übernahme ausgesprochen hatte – ab. Am Mittwochabend teilte BHP mit, dass es kein verbindliches Angebot geben werde.
Nach den britischen Übernahmeregeln – Anglo American ist in London gelistet – bestand noch bis 17 Uhr Gelegenheit, das Angebot nachzubessern. Nach dem Auslaufen der Frist muss BHP nun sechs Monate warten, ehe eine erneute Offerte zulässig ist.
BHP sieht in Deal "effektivste Struktur" für Anglo-Aktionäre
BHP CEO Mike Henry äußerte in einem Statement, es habe "keine Einigung über unsere spezifischen Ansichten in Bezug auf südafrikanische regulatorische Risiken und Kosten" mit dem Vorstand der Gegenseite gegeben.
Der BHP-Darstellung zufolge wurde der Versuch auf Anglo-Vorstandsebene abgeblockt. So sei es trotz zahlreicher Anfragen nicht möglich gewesen, "von Anglo American die Schlüsselinformationen zu erhalten, die für die Formulierung von Maßnahmen zur Bewältigung des von ihnen wahrgenommenen übermäßigen Risikos erforderlich" gewesen seien.
BHP hält an dem Standpunkt fest, dass die Übernahme so wie im Angebot vorgesehen "die effektivste Struktur war, um Werte für die Aktionäre von Anglo American zu schaffen". In Zusammenarbeit mit Anglo hätten "alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen, auch in Südafrika" eingeholt werden können.
BHP hatte am 16. Mai das erste Übernahmeangebot abgegeben und am 07. Mai sowie zuletzt am 22. Mai nachgebessert. Das letzte Angebot sah einen Kaufpreis von rund 49 Mrd. USD vor. Alle Offerten wurden von der Gegenseite prompt abgelehnt.
Anglo-Vorstand sieht Abspaltungen in Südafrika kritisch
Eine der strittigsten Komponenten des Angebots: BHP bestand darauf, zunächst das Platin- und Eisenerzgeschäft in Südafrika abzuspalten und lediglich den verbleibenden Teil zu übernehmen. Zu veräußern wären demnach die Beteiligungen an Anglo American Platinum und Kumba Iron Ore an die Aktionäre von Anglo American.
Der Anglo-Vorstand hatte dies bereits nach dem ersten Angebot als "hochkomplexe und unattraktive Struktur" bezeichnet. So sei "die Anforderung, neben einer Übernahme zwei zeitgleiche Abspaltungen börsennotierter Unternehmen durchzuführen, und der wechselseitige Bedingungscharakter der drei Transaktionen beispiellos".
Insbesondere fürchtet der Vorstand, dass die Aufsichtsbehörden in Südafrika den Verkauf platzen lassen könnten. Schlussendlich habe das Angebot von BHP "die Erwartungen des Vorstands hinsichtlich der Wertschöpfung für die Aktionäre von Anglo American" nicht erfüllt, heißt es in einer Mitteilung.
M&A Aktivität bei diversifizierten Bergbauunternehmen geht zurück
Damit platzt die größte im Raum stehende Transaktion im Bergbau vorerst. Die gesamte M&A Aktivität der Branche gerät dadurch weiter unter Druck.
So wurden auf der Konferenz der Society for Mining, Metallurgy & Exploration vom 20. bis 22. Mai in New York aktuelle Bloomberg-Daten vorgestellt.
Demnach ging der Wert der geplanten, anstehenden, abgeschlossenen und abgebrochenen Fusionen und Übernahmen in diesem Jahr bis Mitte Mai im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,5 % auf 74,2 Milliarden USD zurück. Stark rückläufig sind insbesondere Deals mit diversifizierten Bergbauunternehmen.
Ein Grund dafür sind offenbar wachsende Sorgen vor juristischen Auseinandersetzungen, aber auch politischem und gesellschaftlichem Gegenwind.