Kupfer und Lithium: Wird Argentinien mit RIGI zum Gamechanger?
An diesem Montag trat das Gesetzespaket "Ley Bases" in Argentinien in Kraft, nachdem das Unterhaus des argentinischen Kongresses am 27. Juni zugestimmt hatte. Im Zentrum des Gesetzespakets steht das "Anreizsystem für Großinvestitionen" (Régimen de incentivo para grandes inversiones, kurz: RIGI).
Mit RIGI – das als eines der zentralen wirtschaftspolitischen Vorhaben des Präsidenten Milei gilt – will die Regierung Investitionen für Großprojekte nach Argentinien locken. Als solche gelten neben dem Bergbau auch Öl und Gas, Energie, Infrastruktur, Technologie, Stahlindustrie, Forstwirtschaft sowie der Tourismus.
Welche Regelungen enthält RIGI?
RIGI gilt für Projekte mit einem Mindestinvestitionsbetrag von 200 Mio. USD. Projektträger können AGs, GmbHs, von internationalen Unternehmen gegründete Zweigniederlassungen oder Joint Ventures sein.
Die Regelungen sehen Vergünstigungen bei der Mehrwertsteuerrückerstattung sowie niedrigere Gewinnsteuern und eine schnellere Abschreibung für Maschinen und Anlagen vor. Die Projekte sind von Einfuhrzöllen befreit. Nach drei bis vier Jahren gilt dies auch für Ausfuhren. Die Projekte haben zudem unbeschränkten Zugang zu inländischen und ausländischen Devisen. Die Rechnungslegung kann in USD erfolgen.
Die strengen argentinischen Devisenmarktkontrollen gelten bislang als eines der größten Investitionshemmnisse im Land. Argentinische Unternehmen haben seit langem mit den rigiden Kapitalkontrollen zu kämpfen – einige haben sogar Schwierigkeiten, Seefracht in USD zu bezahlen.
Der argentinische Kupfer-Boom steht in den Startlöchern
Insbesondere der Bergbau im Land kann von RIGI profitieren. Die Bergbaukammer CAEM schätzt die argentinischen Kupferreserven auf rund 75,5 Millionen Tonnen. Laut CAEM wurden in den letzten Jahren rund 20 Projekte vorangetrieben, von denen die acht wichtigsten Investitionen von 22 Milliarden USD erfordern, um eine potenzielle Produktionskapazität von mehr als einer Million Tonnen pro Jahr zu erreichen. Gemessen am Jahr 2023 entspräche dies einem Zuwachs des globalen Kupferangebots um ca. 4,5 %.
Laut den Zahlen des US Geological Survey liegen die argentinischen Reserven nahe an denen von Russland und der DR Kongo (beide 80 Millionen Tonnen) und zumindest nicht Größenordnungen entfernt von Chile (190 Millionen Tonnen), Peru (120 Millionen Tonnen) und Australien (100 Millionen Tonnen).
"RIGI ist ein interessantes Instrument für Bergbauunternehmen, da es dazu beiträgt, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu steigern", kommentierte ein CAEM-Sprecher kürzlich das Gesetz. RIGI könne Bergbauprojekte in Gang bringen – insbesondere im Hinblick auf Kupfer und Lithium, aber auch bei Gold und Silber.
Und genau darauf zielt das Gesetz auch ab. Carlos Cuburu, Staatssekretär für Bergbaupolitik, betonte Ende Juni auf einer Konferenz, Argentinien sei im Lithium-Bereich noch am Anfang und verfüge über "großes Potenzial" für Kupfer. Es brauche ausländisches Kapital im Land, um durch den Export Gewinne zu erzielen.
Kupfer und Lithium in Argentinien: So ist der Status Quo
Bislang produziert Argentinien trotz seiner großen Vorkommen im Nordwesten nur wenig Kupfer. Die einzige in Betrieb befindliche Martín Bronce-Mine von Mom Mining – einem Unternehmen der argentinischen Villanueva-Gruppe – produziert jährlich rund 4.000 Tonnen.
Doch dabei dürfte es mit RIGI nicht bleiben. "Es gibt viele Kupferprojekte in fortgeschritteneren Explorationsstadien, die sich ihren wirtschaftlichen Machbarkeitsstudien nähern", äußerte kürzlich ein Bergbauspezialist gegenüber dem Branchendienst Fastmarkets. Die Unternehmen hätten auf grenzüberschreitende Lösungsmöglichkeiten und die volle Währungsverfügbarkeit gewartet.
Das Kupfer-Gold-Silber-Projekt Josemaría von Lundin Mining in der nordwestlichen Provinz San Juan könnte im Jahr 2027 in Betrieb gehen. Die geschätzte Kapazität: 130.000 Tonnen Kupfer pro Jahr. Damit könnte das Land auf einen Schlag wieder das Produktionsniveau von 2012 erreichen: Damals wurden 135.700 t produziert.
Viel Dynamik gibt es dagegen bereits beim Lithiumabbau. Argentinien ist zusammen mit Bolivien und Chile Teil des Lithium-Dreiecks. Arcadium Lithium und Lithium Argentina produzieren bereits, Eramet steht kurz vor der Inbetriebnahme. Vier weitere Projekte könnten bis Ende des Jahres die Produktion erreichen.
Im vergangenen Jahr wurden laut Fastmarkets in Argentinien 49.161 Tonnen des Batteriemetalls (gemessen in Lithiumcarbonatäquivalent) produziert. 2031 könnten es 360.950 t sein – Argentinien läge dann vor Chile. Anders als bei Kupfer bestehen für den Lithiumsektor jedoch größere Risiken im Hinblick auf die stark gesunkenen Preise.
Die Erfolgsaussichten des Gesetzes jedenfalls scheinen gut zu sein. Die Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer etwa berichtet, es gebe "großes Interesse von multinationalen Unternehmen, auf Grundlage des RIGI Investitionsaktivitäten in Argentinien auszuweiten oder zu initiieren". RIGI gilt – mit einer Option auf Verlängerung – zunächst für zwei Jahre.