Goldnachfrage: Widersprüchliche Signale aus Asien

Goldnachfrage: Widersprüchliche Signale aus Asien picture alliance / SZ Photo / Catherina Hess

Die Goldnachfrage aus Asien sendet derzeit widersprüchliche Signale. Dies zeigen Zahlen aus dem Quartalsbericht des China Gold Council. Dieser sieht einen "Trend der Polarisierung": Angesichts hoher Goldpreise sei die Nachfrage nach Goldschmuck im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen, die Nachfrage nach Gold in Form von Münzen und Barren jedoch gestiegen.

Weniger Goldschmuck, mehr Barren und Münzen

Die Schmuckkäufe gingen demnach in der ersten Hälfte des Halbjahres um 26,68 % zurück. Der Verkauf von Goldbarren und Münzen stieg dagegen um 46,02 % an. "Die hohen und enormen Schwankungen des Goldpreises haben die Produktions- und Betriebsrisiken von Goldverarbeitungs- und -verkaufsunternehmen erhöht, Groß- und Einzelhandelsunternehmen haben ihre Einkäufe reduziert und das Verarbeitungsvolumen von Schmuckverarbeitungsunternehmen ist erheblich zurückgegangen", konstatiert der Bericht.

Tatsächlich melden auf China fokussierte Goldhändler wie die Chow Tai Fook Jewellery Group für das zweite Quartal deutlich schwächere Umsätze. "In Festlandchina gingen die Same Store Sales der selbst betriebenen Geschäfte und der Franchise-Geschäfte im Quartalsvergleich um 26,4 % bzw. 19,1 % zurück", heißt es im Quartalsbericht. Dies sei ein "branchenweites Phänomen".

In der Summe zeigt sich vor allem ab dem zweiten Quartal ein deutlicher Rückgang der chinesischen Nachfrage. Die chinesischen Goldimporte sanken im Juni um fast 60 % auf 58,9 Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit Mai 2022. Die sinkende chinesische Nachfrage hat die Spotpreise in Shanghai in diesem Monat sogar unter die internationale Benchmark gedrückt – ein seltenes Phänomen.

PBoC pausiert Goldkäufe

Von "superschwachen" Umsätzen sprach eine Goldverkäuferin in Shanghai gegenüber Bloomberg. "Das hat mit dem Goldanstieg zu tun, aber auch mit sinkenden persönlichen Einkommen", verwies die Verkäuferin auf die schwache konjunkturelle Lage in der Volksrepublik.  "In dieser Wirtschaft schränken die Leute ihre Ausgaben ein" und könnten weniger Schmuck kaufen, kommentierte auch Samson Li, ein in Hongkong ansässiger Analyst bei Commodity Discovery Fund.

Damit folgt der private chinesische Sektor der PBoC. Im Mai und Juni hatte die Zentralbank ihre Goldkäufe ausgesetzt, nachdem zuvor 18 Monate lang Bestände aufgebaut worden waren. Die Zentralbank will mit den Goldkäufen ihre Devisenreserven diversifizieren.

Das Land verfügt mit 3,22 Billionen USD über die weltweit größten Devisenreserven. Dies ist durch die langjährigen und hohen Exportüberschüsse der chinesischen Wirtschaft bedingt. Der Anteil von Gold an den chinesischen Devisenreserven lag zuletzt bei 4,9 % und damit so hoch wie noch nie. Im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt von 16 % ist der Goldanteil im Portfolio der PBoC allerdings gering.

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Family Offices aus Asien kaufen Gold auf dem OTC-Markt

Während die hohen Preise die Zentralbank und den durchschnittlichen Konsumenten eher abzuschrecken scheinen, kaufen reiche asiatische Investoren offenbar in großem Stil Gold. Dies berichtet der World Gold Council. Diese Investoren kaufen – oft über Family Offices – auf dem OTC-Markt.

Im Zeitraum von April bis Juni beliefen sich die Käufe auf dem OTC-Markt auf insgesamt 329,2 Tonnen – bei einer Gesamtnachfrage von 1.258,2 Tonnen. Die Gesamtnachfrage ist damit um 4 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Ohne den Zuwachs bei der OTC-Nachfrage wäre die Nachfrage um 6 % zurückgegangen.

Joseph Cavatoni, WGCs Chef-Marktstratege für Amerika, sieht "Sorgen um Kredite, Schulden und Finanzbedingungen" als Auslöser für Käufe durch wohlhabende Privatpersonen und Vermögensverwalter in China und anderen Teilen der Region. Physisches Gold zu besitzen, gebe ihnen "Trost" im heutigen, sich rasch verändernden Klima. Von den 200 reichsten Menschen der Welt leben mehr als ein Viertel in Asien.