Saudi-Arabien forciert Aufstieg zum Lithium-Player
Saudi-Arabiens Ambitionen in der Lithiumproduktion nehmen Gestalt an. Bandar Alkhorayef, Minister für Industrie und mineralische Ressourcen, hatte im April in einem Interview auf dem Weltwirtschaftsforum das Interesse des Königreichs an dem Batteriemetall und seiner Produktionskette dargelegt.
"Lithium ist ein sehr wichtiges Mineral, das zufällig ein sehr wichtiger Teil der Lieferkette ist, insbesondere für Batterien". Er könne sich "nicht vorstellen", dass es in Zukunft ohne Lithium gehe. Das Königreich hatte über den Ölkonzern Aramco bereits Versuche zur Rohstoffgewinnung im eigenen Land gestartet. Geprüft wird die Lithiumgewinnung aus Meerwasser und salzhaltigem Abwasser aus den Ölfeldern.
Saudi-Arabien sucht im Ausland nach Lithium
Das Königreich will einen weitreichenden Anteil an der Wertschöpfungskette gewinnen. Dieser Anspruch steht mit der gesamtwirtschaftlichen Diversifizierungsstrategie des Landes im Zusammenhang. Das Ziel der Strategie: Die Abhängigkeit von Öl und Gas verringern.
"Damit etwas wirtschaftlich machbar ist, müssen wir zwei Dinge berücksichtigen: Die Größe der Vorkommen und die Konzentration. Wir haben nicht genügend Beweise dafür, dass wir die richtige Größe der Vorkommen und die richtige Konzentration haben", ordnete Alkhorayef damals ein.
Der Blick richtet sich deshalb mit zunehmendem Fokus in Richtung ausländischer Vorkommen. Saudi-Arabien will Lithium aus dem Ausland importieren und es im Inland weiterverarbeiten. Anschließend sollen aus dem Metall hergestellte Batterien im In- und Ausland verkauft werden.
Im vergangenen Jahr gründeten der Staatsfonds Saudi-Arabiens, der Public Investment Fund (PIF), und sein führendes Bergbauunternehmen Ma’aden ein Joint Venture namens Manara Minerals, um in Bergbauanlagen im Ausland zu investieren. Bekannt wurde Manara nicht zuletzt durch den Kauf von 10 % der Nichtedelmetallsparte von Vale.
Aktuell weilt der Minister in Südamerika. Während eines zweiwöchigen Besuchs sollen Möglichkeiten zum Bezug von Lithium ausgelotet werden. Weit oben in der Gunst der Scheichs steht dabei Chile, wo Alkhorayaf am Sonntag eintraf. Dort trifft der Minister seine Amtskollegin Aurora Williams sowie Vertreter der Bergbauunternehmen Antofagasta und Codelco. Weitere Gespräche sind mit SQM und CAP geplant.
Saudi-Partnerschaft mit Codelco wahrscheinlich
Alle Indizien deuten auf eine saudische Partnerschaft mit Codelco hin. Bereits im Juni hatte der chilenische Staatskonzern nach Partnern im privaten Sektor gesucht, um Lithiumprojekte zu starten.
Am Montag äußerte der Minister, Codelco sei trotz der Herausforderungen, vor denen das chilenische Staatsunternehmen stehe, ein guter Kandidat für die Erschließung von Lithiumvorkommen. "Ich bin sicher, dass Codelco aufgrund seiner Fähigkeiten, seiner Tradition und der Tatsache, dass es ein staatliches Unternehmen ist, ein guter Kandidat für eine Zusammenarbeit ist", sagte Alkhorayef.
Die Verhandlungen in Chile befänden sich in einem frühen Stadium und das Königreich sei offen für die Erkundung von Strukturen für Partnerschaften. "Das Schöne am Bergbausektor hier in Chile ist, dass er im Gegensatz zu manchen anderen Ländern vielfältig ist", kommentierte der Minister. "Es gibt große, mittlere und kleine Unternehmen. Das ist eine einzigartige Situation. Normalerweise findet man nur große Akteure, und manchmal findet man gute Vermögenswerte mittlerer Größe, die sich ergänzen."
Joint Venture mit Critical Metals: Batterien für BMW
Doch das südamerikanische Land ist nicht die einzige Karte des kapitalstarken Lands am persischen Golf. Anfang Juli gab die saudi-arabische Obeikan Group den Abschluss eines Vertrags über die Gründung eines Joint Ventures mit Critical Metals bekannt. Das JV soll zum Bau und zur Inbetriebnahme einer groß angelegten Lithiumhydroxid-Verarbeitungsanlage im Königreich dienen.
Dabei geht es um die Umwandlung von Lithiumspodumenkonzentrat aus dem Wolfsberg-Projekt von Critical Metals in Österreich. Das Projekt soll laut Critical Metals CEO Tony Sage bis 2027 die einzige Lithiummine in Batteriequalität in der EU werden. Die Anlage in Saudi-Arabien soll so ausgebaut werden, dass sie die anfängliche Mindestkapazität und die Produktspezifikationen auf Grundlage des Liefervertrags zwischen Critical Metals und BMW erfüllt.