Ring Trading an der LME: Nach Ausstieg von SocGen geht es weiter – vorerst
Die Societe Generale steigt aus dem Ring-Handel an der London Metal Exchange aus. Die Zahl der Mitglieder sinkt damit weiter.
Der LME-Ring besteht aus einem Kreis gepolsterter roter Ledersitze für Händler, die während fünfminütiger Handelssitzungen mit Kupfer, Aluminium, Zink, Blei, Nickel und Zinn handeln und sich dabei über Zurufe und Handzeichen verständigen.
Dabei findet der Handel in Fünf-Minuten-Intervallen, sogenannten "Ringen", innerhalb eines Kreises mit einem Durchmesser von sechs Metern statt. Die aktuellen Preise werden auf zwei großen Anzeigetafeln angezeigt. Jeder der Ringhändler hat einen festen Sitz innerhalb des Rings. Hinter dem Sitz kann ein Assistent stehen.
Die Tradition reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück, als sich Metallhändler als Platzgründen im Jerusalem Coffee House am Cornhill trafen.
Ring-Handel an der LME: Weniger spekulative Einflüsse
Der Handel im Ring gilt nach wie vor als bedeutend, auch wenn alle anderen internationalen Rohstoffbörsen längst rein elektronisch handeln. In den Ring-Sessions werden die offiziellen LME-Preise festgelegt, die Metallproduzenten, Bergbauunternehme und anderen Akteuren als globale Referenz dienen. Viele Marktteilnehmer schätzen das Format und halten es für weniger offen gegenüber spekulativen Einflüssen.
Marc Bailey, CEO des Ringhändlers Sucden Financial etwa sagt, der Handel "ohne Algorithmen, ohne CTAs, ohne Spezifikationen" habe immer noch seinen Reiz. Bailey sieht auch in Zukunft eine Daseinsberechtigung für den Ring. "Es gibt genügend Leute, die immer noch einen unabhängigen Preis für den physischen Handel wollen".
Andere Marktteilnehmer wie Hedgefonds dagegen sehen in dem Ring-Format eine Hürde für ihre eigenen Geschäfte. Gegner des Rings verweisen auf eine Regelung während der Pandemie. Damals wurde der Handel vorübergehend vollständig elektronisch abgewickelt. "Der Ring ist eigentlich irrelevant, da diese Preise während COVID elektronisch erfasst wurden und niemand einen Unterschied bemerkte", lassen sich namentlich nicht genannte Branchenquellen bei "Reuters" zitieren.
SocGen kein Kategorie-1-Mitglied mehr
Der Ausstieg der SocGen dürfte auf Kostengründe zurückzuführen sein. Mitglieder des Formats müssen die zusätzlichen Kosten für die Anwesenheit von Händlern sowohl im Büro als auch auf dem LME-Parkett tragen – Branchenschätzungen zufolge etwa eine Mio. USD pro Jahr.
Am Freitag hatte die LME darüber informiert, dass die Societe Generale ihre Mitgliedschaft in dem Format beenden wird. Die französische Großbank wird ab dem 27. August nicht länger Ring-Dealing-Mitglied der LME sein und von einer Kategorie 1-Mitgliedschaft zu einer Mitgliedschaft der Kategorie 2 wechseln.
Nur Mitglieder der Kategorie 1 können im Ring handeln. Mitglieder der Kategorie 2 können über das elektronische System der LME auf eigene Rechnung und im Auftrag von Kunden handeln und sind Mitglieder der Clearingstelle der LME.
LME: Ring droht bei Mitglieder- oder Umsatzschwund Einstellung
SocGen war ein relativ kleiner Akteur – der Anteil der Bank am Handelsvolumen wird auf 6 % geschätzt. Dennoch wächst die Ungewissheit, ob der Handel im Ring auch in Zukunft noch Bestand haben wird.
Die LME hatte 2021 angekündigt, den Ring zu schließen, wenn die Zahl der Ringmitglieder unter sechs sinkt oder das Handelsvolumen auf weniger als 75 % des Vorjahreswertes fällt.
Am Freitag hatte die Börse mitgeteilt, dass das Volumen weiterhin über dem Schwellenwert liege (aber nicht, wie weit darüber).
Nach dem Ausscheiden der Franzosen sind noch sieben Mitglieder aktiv. In den 1980er Jahren waren es rund 30. Vor zwei Jahren schied ED&F Man Capital Markets infolge der Übernahme durch Marex Group aus.
Neben Sucden Financial und Marex sind Amalgamated Metal Trading, CCBI Global Markets, GF Financial, StoneX Financial und Sigma Broking Kategorie-1-Mitglieder. Bislang hat keines dieser Mitglieder einen Rückzug in Aussicht gestellt.
"Ohne den Ring ist die LME bloß eine weitere Rohstoffbörse", äußert ein Manager eines europäischen Unternehmens gegenüber Reuters. Die LME solle eine kosteneffizientere Lösung vorschlagen und einen rentableren Ring schaffen.