Rohstoffe: Chinas Lagerbestände wachsen in den Himmel

Rohstoffe: Chinas Lagerbestände wachsen in den Himmel picture alliance / dpa / Li Xiaolong

Die chinesischen Lagerbestände vieler wichtiger Rohstoffe steigen deutlich an. Die Flutung der Lager mit Ware wird als deutlicher Beleg für die konjunkturelle Schwäche der Volksrepublik interpretiert – und löst entsprechend weltweit Sorgen aus.

Beispiel Kohle: Die Lagerbestände erreichten hier zuletzt 635 Mio. Tonnen. Dies schätzt jedenfalls der Datenanbieter China Coal Resource, ein kommerzieller englischsprachiger Dienst der chinesischen Kohle- und Koksindustrie. Zum Vergleich: Ende 2021 lagen die Vorräte noch bei weniger als 90 Mio. USD.

Chinas Lagerbestände: 635 Mio. Tonnen Kohle

Auch die Lagerbestände auf dem chinesischen Ölmarkt sind groß und überstiegen Ende Juli wieder die Marke von 1 Mrd. Barrel. Das Niveau des vergangenen Sommers wird damit allerdings noch nicht ganz erreicht. Angesichts der sinkenden Produktion und rückläufiger Importe ist jedoch auch in diesem Bereich eine mangelnde Nachfrage zu konstatieren. Im September 2023 lag die tägliche Raffination noch bei 15,5 Mio. Barrel, Ende Juli 2024 bei 14 Millionen Barrel.

Jianan Sun, Analyst bei Energy Aspects, verweist auf die Unsicherheiten in der Branche. "Angesichts der unsicheren Nachfrageaussichten könnten sich Raffinerien dazu entscheiden, ihre Lagerbestände abzubauen, anstatt ihre Käufe zu erhöhen, wenn sie ihre Mengen infolge einer saisonal steigenden Nachfrage steigern müssen".

Deutliche Auswirkungen hat die Flaute im Reich der Mitte auf den Eisenerzpreis. Die Lagerbestände in chinesischen Häfen sind derzeit so hoch wie nie. Ursächlich dafür ist die tiefgreifende Krise auf dem Immobilienmarkt des Landes. Die jüngsten Zahlen zu Immobilienverkäufen deuteten hier sogar noch eine Verschärfung an. Einer der größten Bauträger des Landes verzeichnete zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten Verluste.

Eisenerzpreis: Bremse der Stahlhersteller könnte Preis weiter drücken

Eisenerz wird zur Stahlherstellung verwendet. Der chinesische Stahlmarkt leidet unter Überkapazitäten. Die Margen bei der Herstellung von warmgewalztem Stahl, der für Karosserien und Haushaltsgeräte verwendet wird, liegen laut Daten von Beijing Antaike Information Development und Shanghai SteelHome E-Commerce bei -478 Yuan pro Tonne. Nur 2016 lagen die Margen mit -519 Yuan noch niedriger. Verluste sind in der Branche derzeit kein Einzelfall.

Um den Stahlmarkt zu entlasten, müssen die Hersteller ihr Angebot drosseln. Dies dürfte die Nachfrage nach Eisenerz weiter drücken – und damit wohl auch den Preis, der zuletzt unter die Marke von 100 USD pro Tonne gefallen ist.

Der Stahlriese Angang Steel musste zuletzt den achten Quartalsverlust in Folge vermelden. Solange ein Angebotsüberhang bestehe, sei es "schwierig, die missliche Lage des Eisen- und Stahlmarktes grundlegend zu verbessern", heißt es in dem Quartalsbericht.

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"Involution" befürchtet: Stahlverband will Produktion kürzen

In der vergangenen Woche fand in Peking ein Treffen von Führungskräften von 18 der größten Produzenten des Landes statt. Es wurde vereinbart, das Überangebot zu begrenzen – wie verbindlich diese Übereinkunft für die einzelnen Akteure ist, bleibt aber unklar.

Der chinesische Eisen- und Stahlverband, der das Treffen anberaumt hatte, warnte vor einer "Involution" (Chinesisch: Neijuan). Dieser Begriff war 2020 von einem chinesischen Blogger erstmals verwendet worden und bezieht sich auf etwas, "das sich nicht mehr konstruktiv weiterentwickelt, sondern in sich gefangen nur noch unsinnige, letztlich tod­bringende Wandlungen produziert" (Zitat "Internationale Politik").

Die hohen Lagerbestände betreffen nicht nur Metalle und Energie, sondern auch Agrarrohstoffe. So liegen die Sojamehlbestände auf dem höchsten Wert seit 2016. Chinas Futtermittelfabriken hatten dieses Jahr viele Sojabohnen aus Brasilien importiert, sahen sich dann aber einer schwachen Nachfrage nach Viehfutter gegenüber. Der Schweinebestand im Land ist geschrumpft, die Bevölkerung konsumiert weniger Fleisch.

Offensichtlich gelingt es der Regierung in Peking nicht, die Konjunktur im gewünschten Maße anzuschieben. Solange dies so bleibt, wird eine schwache Nachfrage aus China eine Belastung für die Rohstoffpreise bleiben.