Lieferketten: Westlicher Kobalt-Thron wird verschmäht

Lieferketten: Westlicher Kobalt-Thron wird verschmäht picture alliance / photothek / Thomas Trutschel

Die US-Administration hat in den vergangenen Wochen mit mehreren Unternehmen Gespräche über den Kauf von Chemaf geführt. Das Wall Street Journal nennt drei Teilnehmer: KoBold Metals, First Quantum Minerals und Orion Resource Partners. Gesprochen wurde über die Teilnahme an einem Deal zum Kauf von Chemaf – allein oder im Konsortium.

Kobalt: DR Kongo stoppt Chemaf-Verkauf nach China

Im August hatte die kongolesische Regierung den angestrebten Verkauf von Chemaf an das chinesische Unternehmen China North Industries Corp (Norinco) gestoppt. Im Juni war der Verkauf auf Unternehmensebene beschlossen worden.

Kizito Pakabomba, Kongos Bergbauminister, führte damals als Begründung an, der Deal verstoße gegen die Pachtverträge des staatlichen Bergbauunternehmens Gecamines mit Chemaf.

Es war nicht der erste Versuch eines Verkaufs: Bereits im vergangenen Jahr hatte Chemaf-Gründer Shiraz Virji das Unternehmen feilgeboten. Schon damals suchten US-Behörden nach westlichen Käufern – erfolglos.

Dass kein Käufer gefunden wurde, liegt auch an der nicht ganz unbelasteten Historie des Unternehmens. Eklatante Sicherheitsmängel, Korruption und Verbindlichkeiten schmälern das Interesse.

Standort mit Herausforderungen

Doch auch der Standort genießt bei potenziellen Käufern keinen guten Ruf. Selbst langjährig im Land aktive Rohstoffriesen wie Glencore sehen sich immer wieder mit Problemen konfrontiert. Glencore etwa musste Assets im Zuge einer Auseinandersetzung um Lizenzgebühren einfrieren.

"Die Dinge bessern sich, aber es ist immer noch ein verdammt schwieriger Ort zum Agieren", schätzt Daniel van Dalen, leitender Analyst bei der auf Afrika spezialisieren Beratungsagentur Signal Risk ein.

Potenzielle Investoren verlangen deshalb Anreize und Sicherheiten: Finanzielle Unterstützung, eine Versicherung gegen Enteignung oder plötzliche Steuererhöhungen sowie Ausnahmen vom Foreign Corrupt Practices Act stehen dabei ganz oben auf der Wunschliste.

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Wer ist Chemaf?

Chemaf ist ein Kupfer- und Kobaltbergbauunternehmen in der DR Kongo und gilt als einer der weltgrößten nicht-chinesischen Kobaltproduzenten. Die DR Kongo ist für jegliche geopolitischen Ambitionen im Hinblick auf den Zugang zu Kobalt zentral. Fast 75 % der weltweiten Produktion entfallen auf das Land.

Diesmal, so hofft Washington, soll es anders laufen als in den letzten Jahren. Seit einer Dekade kaufen chinesische Unternehmen US-amerikanische und europäische Bergbauunternehmen im Kongo auf. Dementsprechend groß ist die Dominanz Pekings im Bergbau des Landes.

Das Unternehmen besitzt die Etoile-Mine in der Provinz Haut-Katanga samt Aufbereitungsanlage.  Die Reserven der Lagerstätte gibt Chemaf mit 11,44 Millionen Tonnen mit 2,2 % TCu und 0,31 % TCo an, darunter 250.620 Tonnen Kupfer und 35.801 Tonnen Kobalt. Etoile gilt seit 2019 als viertgrößte Kobaltmine der Welt.

Die Verarbeitungsanlage besitzt eine Kapazität von 25 ktpa Kupferkathoden und 4ktpa Kobalt (Gehalt im Hydroxidsalz).

Chemaf baut zudem die Mutoshi-Mine in Kolwezi in der Provinz Lualaba. Mutoshi gilt das Herzstück der ehrgeizigen Wachstumspläne von Chemaf. Mutoshi ist ein groß angelegtes Kupfer-Kobalt-Projekt in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Dieses Projekt umfasst einen vollmechanisierten Tagebau und eine hochmoderne integrierte Verarbeitungsanlage mit einer Kapazität von 50.000 t/a Kupferkathoden der LME-Klasse A und 16.000 t/a Kobalt in Kobalthydroxid.

DR Kongo will Bergbau diversifizieren

Die Chancen dafür, dass am Ende doch noch ein westliches Konsortium mit staatlicher Unterstützung neuer Eigentümer von Chemaf wird, stehen nicht schlecht. Eine Reihe großer Bergbauunternehmen, darunter Anglo American, Rio Tinto und KoBold, prüfen laut WSJ Projekte im Kongo, Freeport McMoRan wäre bei einem guten Projekt offenbar nicht abgeneigt.

Für einen westlichen Käufer spricht, dass die Regierung in der DR Kongo eine Diversifizierung der Eigentumsverhältnisse im Bergbau anstrebt. Aktuell wird der kongolesische Bergbau stark durch China dominiert.

Was dies bedeuten kann, zeigt sich ganz konkret am Beispiel Kobalt: Das Land produzierte im vergangenen Jahr zwar rund drei Viertel des weltweiten Angebots aus Kobaltminen. Doch insbesondere die Ausweitung der Produktion durch chinesische Unternehmen wie CMOC drückte die Preise des Metalls und damit auch die Einnahmen der öffentlichen Hand.

Die Regierung erwäge deshalb mehrere Optionen, um die Kobaltexporte stärker zu kontrollieren, sagte Pakabomba.

Die Regierung wolle "strategische Entscheidungen" darüber treffen, wer die Minen im Kongo führe, äußerte Bergbauminister Pakabomba Anfang Oktober.