Russland verbietet Uranexporte in die USA: Wie hart wirkt der Schritt wirklich?
Die russische Regierung kündigte das Verbot am 15. November auf ihrer offiziellen Website als Änderung des Regierungserlasses Nr. 313 vom 9. März 2022 an. Verboten sind demnach Exporte "in die USA oder im Rahmen von Außenhandelsverträgen, die mit in der Gerichtsbarkeit der USA registrierten Personen geschlossen wurden".
Russisches Exportverbot für Uran: Reaktion auf US-Importverbot
Die Entscheidung ist als Reaktion auf die von den USA für 2024 bis 2027 verhängte Beschränkung und das ab 2028 geplante vollständige Verbot des Imports russischer Uranprodukte zu verstehen.
Das US-Importverbot sieht bis einschließlich 2027 noch Ausnahmen vor, wenn diese notwendig sind. Das US-Anreicherungsunternehmen Centrus etwa erhielt im Juli eine solche Ausnahmegenehmigung vom US-Energieministerium. Diese gestattet den Import niedrig angereicherten Urans aus Russland. Lieferant ist das russische Staatsunternehmen Tenex.
Die russische Regierung will mit dem Exportverbot erkennbar Lieferunterbrechungen der US-Energieversorger in den Raum stellen. So hat Tenex Centrus darüber informiert, dass die allgemeine Lizenz zum Export des Materials in die USA gemäß dem Dekret "mit Wirkung bis 31. Dezember 2025" aufgehoben worden sei.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Centrus kein Uran mehr aus Russland erhält. Die Aufhebung der allgemeinen Lizenzen führt zunächst nur zur Notwendigkeit spezieller Lizenzen für jede einzelne Lieferung.
Sowohl Tenex als auch Centrus rechnen offenbar damit, dass diese Lizenzen erteilt werden. "Tenex hat Centrus über seinen Plan informiert, rechtzeitig die erforderlichen Exportlizenzen zu beantragen, um seinen Lieferverpflichtungen für die ausstehenden Centrus-Bestellungen nachkommen zu können", heißt es in einem Schreiben von Centrus an die US-Börsenaufsicht SEC.
Rosatom rechnet mit Exportlizenzen
Auch der russische staatliche Atomkonzern Rosatom, der weltgrößte Lieferant von angereichertem Uran, rechnet mit dem Zugang zu Exportlizenzen. Das Unternehmen teilte am Montag mit, alle seine Kunden wie gewohnt mit Uran beliefern zu wollen und erläuterte, dass Lieferungen in die USA unter besonderen Bedingungen erfolgen könnten.
Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte: "Tatsächlich wurde ein Verbot eingeführt, aber in Fällen, in denen es in unserem Interesse ist, kann der Föderale Dienst für technische und Exportkontrolle Russlands beschließen, bestimmte Waren von dieser Verbotsliste auszuschließen".
Das russische Exportverbot für Uran ist somit zunächst als formaler Schritt in einer kontrollierten Eskalation zu sehen und dürfte bis auf Weiteres keine konkreten Auswirkungen nach sich ziehen.
Die Abhängigkeit der USA von russischem Uran ist gegeben. Laut US Energy Information Administration kauften Eigentümer und Betreiber von US-Kernkraftwerken im letzten Jahr 51,6 Millionen Pfund U3O8 von in- und ausländischen Lieferanten.
49 % entfielen auf Kanada und Australien, 5 % auf heimische Produktion. Auf Russland entfielen 12 %, auf das relativ eng mit Moskau verbundene Kasachstan 22 %. Russische Lieferungen spielten zudem bei Urananreicherungsanlagen eine bedeutende Rolle.
"Erhebliche negative Auswirkungen auf unser Geschäft"
Der effektive Ausfall russischer Lieferungen hätte deshalb durchaus Konsequenzen, wie es in einem Statement von Centrus heißt: "Wenn es TENEX nicht gelingt, für unsere ausstehenden oder künftigen Aufträge Exportlizenzen zu erhalten, würde dies unsere Fähigkeit beeinträchtigen, unseren Lieferverpflichtungen gegenüber unseren Kunden nachzukommen und hätte erhebliche negative Auswirkungen auf unser Geschäft, unsere Betriebsergebnisse und unsere Wettbewerbsposition".
Die US-Pläne zum Ausbau der Kernenergie könnten durch ein effektiv angebotswirksames Exportverbot zumindest temporär ausgebremst werden. Bis Ersatz für russische Lieferungen zur Verfügung steht, könnte es aufgrund der auf dem Uranmarkt üblichen, langen Vorlaufzeiten dauern.
Der Uranpreis hat Ende vergangenen Woche spürbar zugelegt und notiert aktuell wieder über der Marke von 80 USD pro Pfund.