Geopolitik fördert Fragmentierung der Metallmärkte

Geopolitik fördert Fragmentierung der Metallmärkte bigstockphoto

White & Case führt einmal jährlich eine Befragung unter den eigenen Kunden aus dem Bergbausektor durch und veröffentlicht die Ergebnisse in einem umfangreich kommentierten Bericht.

Die zentrale Frage für das laufende Jahr laute für Industrie-, Basis- und Energiewendemetalle: Wie lässt sich effektiv auf Märkten agieren, die durch ein anhaltendes Überangebot und deflationären Druck aus China und Zurückhaltung der großen Bergbauunternehmen bei Investitionen in die Basisexploration geprägt sind?

Chinesisches Überangebot und westliche Explorationsscheu

Die meisten wichtigen Metalle notierten 2024 seitwärts oder fielen im Preis. "Das Überangebot an Nickel aus Indonesien hat sich als so akut erwiesen, dass immer mehr westliche Bergbauunternehmen die Idee eines dualen Preissystems mit grünen Prämien oder anderen Mechanismen ansprechen", konstatiert der Bericht.

Die geopolitischen Spannungen – insbesondere jene zwischen China und den USA – führen demnach zu Verschiebungen in den Handelsströmen. Diese Verschiebungen treten an die Stelle von klassischen Versorgungsengpässen, die in den Jahren zuvor oft befürchtet worden waren.

Ein "duales Preissystem" könnte der Auftakt für regulatorisch oder tarifär zementierte Fragmentierung sein. In Zukunft könnte es "westliches" und "chinesisches" Nickel geben – mit unterschiedlichen Preisen und unterschiedlichen Handelsmöglichkeiten. Chinesisches Nickel könnte dann z.B. mit Zöllen belegt und/oder von Subventionen ausgeschlossen sein, die nur für westliches Nickel gelten.

Keine westliche Rohstoffproduktion ohne Fragmentierung?

Eine solche Fragmentierung des Marktes dürfte aus Sicht westlicher Bergbauunternehmen bei einer Reihe von Metallen notwendig sein, da sich die Produktion aufgrund des hohen chinesischen bzw. chinesisch dominierten Angebots ansonsten nicht lohnt. Denn zwischen der Rentabilitätsschwelle westlicher und chinesischer Bergbauunternehmen klafft eine Lücke.

"Nirgendwo ist diese Lücke deutlicher als auf den Kupfermärkten, wo westliche Bergbauunternehmen regelmäßig Preise von 12.000 USD pro Tonne oder mehr angeben, um Investitionen zu rechtfertigen, während Chinas große Kupferunternehmen weiterhin in die Versorgung zum aktuellen Preisniveau investieren", heißt es dazu in dem White & Case Bericht.

Chinesische Unternehmen "halten angebotsseitige Investitionen in Minen, Schmelzen, Raffinerien und Fertigung aufrecht, unterstützt durch Chinas dominanten Anteil an der Endnachfrage. Westliche Wettbewerber haben Schwierigkeiten, große Investitionen ohne Handelsschutz und Unterstützungsmaßnahmen zum Schutz der Erträge durchzuführen."

Doch Zölle, Subventionen und Handelsinterventionen könnten neue Preisuntergrenzen auf nationalen Märkten festlegen. Sehen die Marktteilnehmer diese Untergrenzen als langfristig an, könnten auch Investitionen in die Exploration wieder zulegen.

Die Bereitschaft zur Zahlung "grüner Prämien" gibt es bislang allenfalls in Europa in nennenswertem Umfang – und hier begrenzt auf Stahl und Aluminium. Doch auch Bergbauunternehmen aus Australien und Kanada leiden metallübergreifend unter dem chinesischen Überangebot.

"Da die Preisbildung so stark von den Spotmärkten in China abhängt, würde die Finanzierbarkeit westlicher Projekte angesichts des Überangebots erheblich von neuen Benchmarks profitieren, die (…) eine Prämie bieten und Projekten helfen, weiter oben auf der Kostenkurve zu landen", heißt es.

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Junior Miner könnten von Preisinnovationen profitieren

Junior-Bergbauunternehmen – die von Offtake-Finanzierungen abhängig sind – profitieren White & Case zufolge am meisten von Preisinnovationen, die Prämien und Liquidität in den Futures hervorrufen. "Mehr als die Hälfte unserer Befragten würde ihre Investitionspläne ändern, wenn grüne Prämien und entsprechende staatliche Unterstützung verfügbar wären."

Stattdessen könnte ein höher als erwartet ausfallendes Zinsumfeld die Zahl der Kapitalerhöhungen nach oben treiben und insbesondere Unternehmen im Vor-Produktionsstatus unter Druck setzen.

Der Bericht sieht einen "Rohstoffnationalismus, der versucht, mehr Rohstoffrenten und wertschöpfende Produktionsstufen in mineralexportierenden Ländern zu behalten" – und der dadurch Akquisitionen und Übernahmen erschwert.

84 % sind optimistisch für Metallsektor

Interessant ist dieser Wert aus der Umfrage: 84 % der Befragten sind trotz Marktfragmentierung und Überangebot ziemlich oder sehr optimistisch hinsichtlich der Aussichten des Sektors. Dazu trägt neben niedrigen Metallpreisen und niedrigen Aktienbewertungen auch die Marktfragmentierung selbst bei, die abgegrenzte Märkte vor globalem Überangebot schützen kann. "Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie eher dazu neigen würden, in Bergbau und Metalle zu investieren als noch vor 12 Monaten", heißt es dazu in dem Bericht.

Doch zum übergeordneten Trend der Fragmentierung und des Rohstoffnationalismus gibt es auch Gegentrends. Der Bericht verweist auf das EU-Mercosur-Abkommen. Sollte es ratifiziert werden, würde es europäische Investitionen in Lithium- und andere kritische Mineralienprojekte in Argentinien und Brasilien erleichtern. Zudem habe Indonesien den Beitritt zur Transpazifischen Partnerschaft vorangetrieben.