EU beauftragt PWC mit Einkaufsplattform für kritische Mineralien

EU beauftragt PWC mit Einkaufsplattform für kritische Mineralien picture alliance/dpa / Matthias Balk

Die EU hat die Wirtschaftsberatungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC) und das slowakische Softwareunternehmen Sféra mit der Entwicklung einer gemeinsamen Einkaufsplattform für kritische Mineralien und Energie beauftragt. Das Auftragsvolumen beläuft sich gemäß der eigenen Angaben zufolge exklusiv berichtenden Agentur Reuters auf 9 Millionen EUR.

Separate Mechanismen für strategische Rohstoffe, Wasserstoff und Energie

Die Plattform werde über drei separate Mechanismen für strategische Rohstoffe, Wasserstoff und Energieprodukte wie Erdgas und Biomethan verfügen, heißt es unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Über Einzelheiten muss offenbar erst noch entschieden werden.

Die EU hatte im vergangenen Jahr den Aufbau einer Plattform zur Nachfrageaggregation und Vermittlung für strategische Rohstoffe angekündigt. Durch die Bündelung von Rohstoffkäufen sollen Marktteilnehmer besseren Zugang und bessere Preise zu kritischen Mineralien und Energie erhalten. Die Plattform ist Bestandteil des EU-Gesetzes über kritische Rohstoffe (CRMA).

Es geht dabei um Rohstoffe, die für die Dekarbonisierung benötigt werden und etwa in EVs, Leitungsnetzen, Windrädern oder Solarparks zum Einsatz kommen. Viele dieser Rohstoffmärkte gelten als intransparent und weitreichend durch China dominiert, wie etwa Seltene Erden.

Diese Abhängigkeit von der Volksrepublik birgt Risiken: Chinas jüngstes Exportverbot von Gallium, Germanium, Antimon und anderen Materialien in die USA lässt erwarten, dass Peking ähnliche Maßnahmen gegen Europa ergreifen könnte –  insbesondere angesichts der EU-Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge.

Der CRMA soll die Abhängigkeit von China verringern. Dazu sollen inländische Produktion und Weiterverarbeitung ausgebaut, die Recyclingquote erhöht und die Bezugsquellen diversifiziert werden.

Vorbild AggregateEU: Zweifel an der Wirksamkeit

Die Aufteilung der Plattform in drei Bereiche ist auf Sorgen der Industrie zurückzuführen, dass es aufgrund der unterschiedlichen Marktstrukturen der einzelnen Rohstoffe schwierig sein könnte, den Handel mit 17 kritischen Mineralien, Erdgas und Wasserstoff zu kombinieren.

Das neue Modell orientiert sich an einer bestehenden Plattform für den gemeinsamen Gaseinkauf – AggregateEU -, die während der Energiekrise im Jahr 2022 ins Leben gerufen worden war. Der Erfolg von AggregateEU ist jedoch umstritten. Ein Bericht des Europäischen Rechnungshofs stellt die Wirksamkeit der Plattform in Frage. "Wir konnten weder den Mehrwert im Vergleich zu Gashandelsplattformen bestimmen, noch konnten wir ein Marktversagen feststellen, das AggregateEU ​​behebt", heißt es im Prüfbericht.

Der Branchenverband Eurogas sieht kaum Belege dafür, dass die Gas-Plattform zu günstigeren Gaspreisen beigetragen haben könnte. "Die Existenz von AggregateEU ​​ändert nichts an der Tatsache, dass EU-Unternehmen auf einem engen Weltmarkt um Gas konkurrieren."

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Reine Vermittlungsplattform geplant

Nach derzeitigem Stand wird es sich bei dem neuen Format um eine reine Vermittlungsplattform handeln. Insbesondere steht nicht im Raum, die Plattform durch eine Ausstattung mit Finanzmitteln zu einem eigenständigen Marktakteur aufzuwerten, der z.B. Offtake-Agreements mit Explorationsunternehmen abschließen könnte.

Auch deshalb wird der Plattform nur begrenzte Wirkung zugetraut. Andere Stellschrauben wären möglicherweise effektiver. So gibt es bislang keine expliziten Regeln, nach denen das Critical Raw Materials Board Projekte als "strategisch" einstuft und damit für den Erhalt von EU-Mitteln qualifiziert. Die Einrichtung eines verbindlichen Regelwerkes könnte Produktion und Weiterverarbeitung kritischer Rohstoffe stützen.

Auch eine bessere Verzahnung europäischer mit nationalen Mitteln könnte helfen. So haben etwa Deutschland und Italien Rohstofffonds im Volumen von je 1 Mrd. EUR aufgelegt, Frankreich hat 500 Mio. EUR bereitgestellt.

Notwendig sind zudem mehr und wirksamere Partnerschaften mit rohstoffreichen Ländern insbesondere in Afrika. AfricaMaVal, ein von der EU finanziertes Projekt zur Förderung nachhaltiger Partnerschaften und verantwortungsbewussten Bergbaus, könnte zu einer Investitionsplattform weiterentwickelt werden.

Mehr Partnerschaften braucht es auch im Bereich Recycling. Sekundärmaterialpartnerschaften mit Schwellenländern könnten den Zugang der EU zu recycelten Seltenerdelementen deutlich verbessern.