Der Goldpreis könnte vor einer Korrektur stehen - oder auch nicht

Der Goldpreis könnte vor einer Korrektur stehen - oder auch nicht bigstockphoto

Eigentlich könnte es einfach so weitergehen: Der Goldpreis hat in den vergangenen acht Wochen in Folge am Freitag höher geschlossen als in der jeweiligen Vorwoche. Von 2.600 USD um Weihnachten herum ging es geradewegs auf mehr als 2.900 USD. Dass sich zwischenzeitlich die Aussichten auf Zinssenkungen in den USA wesentlich eingetrübt haben, scheint den Markt ebenso wenig zu interessieren wie die Aufwertung des USD.

Goldman Sachs hebt Kursziel für Gold an

Geht es nach den Analysten von Goldman Sachs, ist das Ende der Rallye noch lange nicht erreicht. Wie Bloomberg berichtet, haben die Analysten der Investmentbank das Kursziel für das gelbe Edelmetall in dieser Woche auf 3.100 USD angehoben.

Und auch das muss nicht alles sein: Sollte die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik, einschließlich der Zölle, anhalten, könnte der Goldpreis aufgrund einer höheren spekulativen Positionierung die Marke von 3.300 USD je Unze erreichen, schreiben die Analysten Lina Thomas und Daan Struyven in einer Notiz.

Die Gründe für die bullishe Prognose klingen bekannt: Zentralbankkäufe und Mittelzuflüsse in ETFs treiben die Nachfrage und damit den Preis. So könnte die Nachfrage der Zentralbanken mit durchschnittlich 50 Tonnen pro Monat höher ausfallen als bisher erwartet. Darüber hinaus: Inflationsängste, Haushaltsrisiken.

"Wir sehen einen erheblichen Absicherungswert in Long-Goldpositionen aufgrund einer möglichen Zunahme der Handelsspannungen", heißt es in der Mitteilung weiter. Doch nicht alle sind so optimistisch.

Mehr und mehr Analysten verweisen in diesen Tagen auf die Gold-Silber-Ratio, also das Kursverhältnis von Silber zu Gold. Aktuell kostet eine Feinunze Gold etwa 90 Feinunzen Silber.

Gold-Silber-Ratio und Kleinanlegerinteresse sprechen für reife Rallye

Wesentlich höher als jetzt war die Gold-Silber-Ratio nur in der ersten Hälfte der 1990er Jahre und im Jahr 2020. Dies spricht für eine Überbewertung von Gold gegenüber Silber. Allerdings könnte das Preisverhältnis der beiden Edelmetalle sich auch durch eine Outperformance von Silber gegenüber Gold wieder dem historischen Durchschnitt annähern. Für ein Verhältnis von 52:1 müsste der Goldpreis bei konstantem Silberpreis auf 1.700 USD sinken.

Eine weitere Warnung im Hinblick auf eine möglicherweise bereits sehr weit fortgeschrittene Rallye am Goldmarkt sehen manche Akteure in der Präsenz von Kleinanlegern auf diesem Markt.

Diese Präsenz wird durch die jüngste Einführung eines 1-Unzen-Terminkontraks durch die Chicago Mercantile Exchange (CME) verdeutlicht. Der Goldkontrakt in Standardgröße bezieht sich auf jeweils 100 Feinunzen und erfordert eine fünfstellige Initial Margin. Für den neuen Kontrakt mit einer Feinunze Kontraktwert reichen rund 250 USD aus – ein Future für die breite Masse also.

Es lassen sich weitere Argumente für eine bevorstehende Korrektur des Goldpreises anführen. So gilt das Edelmetall als sicherer Hafen, der vor geopolitischen Spannungen schützt. Diese Spannungen haben in den vergangenen Jahren im Wesentlichen durchgängig zugelegt. Doch auch eine Entwicklung in die andere Richtung ist möglich: Dann müsste der Goldpreis eigentlich nachgeben.

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Der Goldpreis hält sich nicht an die klassischen Modelle

Doch es muss nicht zu einer größeren Korrektur kommen. Bereits im vergangenen Jahr fiel auf, dass der Goldpreis sich nicht wie in den meisten Modellen erwartet verhielt, als die Zinsen stiegen.

Die meisten Modelle betrachten den Goldpreis (oder anders gesagt: Die Nachfrage nach Gold) als Funktion mehrerer Variablen wie Zinsniveau, Inflationserwartungen, USD-Stärke und Geopolitik.

Doch die Reaktion des Preises auf die letzten Änderungen dieser Variablen lassen durchaus den Schluss zu, dass die Funktion an sich eine Veränderung durchläuft: Die Nachfrage nach Gold ist strukturell und dauerhaft höher als es die alten Modelle im aktuellen Umfeld eigentlich erwarten lassen würden.

Solange Zentralbanken und Investoren ihre eigenen Goldbestände als zu gering einschätzen, dürfte dies auch so bleiben. Die Rallye kann also noch weitergehen – möglichen Korrekturen zum Trotz.