Batteriemetalle: Zölle durch Chinas Marktschwemme fördern westliche Lithium-Großprojekte

Batteriemetalle: Zölle durch Chinas Marktschwemme fördern westliche Lithium-Großprojekte Chariot Corporation

Shantar Pathmanathan erhält derzeit mehr Presseanfragen als sonst. Anfang Oktober hatte der Managing Director des Lithiumexplorers Chariot Corporation eine strategische Entscheidung für eines der wichtigsten Projekte im Portfolio getroffen.

Bei "Black Mountain" im US-Bundesstaat Wyoming steht nun – anstelle der bislang geplanten Erkundung einer groß angelegten Ressource – die Prüfung einer kleineren Pilotmine auf dem Plan. Diese soll schnell Spodumenkonzentrat produzieren und an Lithiumhydroxid-Raffinerien im Südwesten der USA liefern. Die Entscheidung kam am Aktienmarkt gut an: Der Aktienkurs der Chariot Corporation hat sich seit der Bekanntgabe fast verdoppelt.

Chariot plant bei Black Mountain Pilotmine

Pathmanathan führt für den Richtungsentscheid einige Gründe an. Geologische etwa: So sei Black Mountain aufgrund der Hinweise auf eine nicht zu tief liegende Lithiummineralisierung für eine oberflächennahe Pilotmine im Tagebau geeignet.

Das neue Konzept könne überdies von Wyomings vorteilhaftem System für Kleinbergbaugenehmigungen profitieren. "Das gestraffte Verfahren reduziert den behördlichen Aufwand, vereinfacht die Umweltprüfungen und erleichtert eine schnelle und kapitaleffiziente Projektinitiierung", erläuterte Chariot in einer Pressemitteilung.

Das nächste Ziel ist auch deshalb sehr konkret: Eine schnelle und kosteneffiziente Definition einer Lithiumressource im kleinen Maßstab mit einem Vertrauensniveau der Kategorie "Angezeigt" nach JORC 2012-Standard soll den Weg in Richtung Produktion ebnen.

Die Aktie, so scheint es, könnte durch den am Markt gut aufgenommenen Strategiewechsel ihre vorangegangene Talsohle durchlaufen haben. Solche Talsohlen lassen sich seit geraumer Zeit bei fast allen Aktien mit größerem Bezug zum Batteriemetall Lithium beobachten.

Zwei Probleme bremsen Lithiumexplorer- und Produzenten derzeit aus. Erstens: Die niedrigen Preise für Lithium. Zweitens: Das nach wie vor schwierige Finanzierungsumfeld.

Peking überschwemmt Märkte mit Batteriemetallen

Das erste Problem ist gewichtiger – und obendrein ein wesentlicher Teil des zweiten Problems. Die niedrigen Lithiumpreise erschweren Explorern den Abschluss von Offtake-Agreements mit Batterieherstellern. Ohne solche Agreements aber lassen sich Investoren nur schwer überzeugen.

Der Preis für Lithiumcarbonat ist seit dem Hoch im Jahr 2022 um mehr als 80 % gefallen. Für eine Tonne Lithiumcarbonat mit einer Reinheit von mehr als 99,5 % (in der Branche der Maßstab für die begehrte "Batteriequalität") werden in Shanghai aktuell weniger als 9.600 USD gezahlt. Zu wenig für die Produzenten – westliche Produzenten jedenfalls.

Der Westen versucht seit Jahren mit großem Aufwand, eigene, vom geopolitischen Rivalen China unabhängige Lieferketten aufzubauen. Doch egal ob Lithium, Nickel, Seltene Erden oder Mangan: Peking scheint systematisch sämtliche Märkte mit billiger Produktion zu überschwemmen.

Doch westliche Regierungen steuern mit zunehmender Entschlossenheit gegen. Der US-Zollsatz für Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge aus China wurde von 7,5 % auf 25 % erhöht, der Zollsatz für Lithium-Ionen-Batterien für andere Zwecke als Elektrofahrzeuge steigt 2026 von 7,5 % auf 25 %. Der Zollsatz für Batterieteile wurde von 7,5 % auf 25 % erhöht. Der Zollsatz für Naturgraphit und Permanentmagnete sowie einige weitere kritische Mineralien wird 2026 von 0 % auf 25 % steigen.

Ausgehend vom aktuellen Preisniveau reicht dies noch nicht aus, um die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen gegenüber chinesischen Lieferanten (die mindestens im oberen Teil der Kostenkurve längst selbst unter dem Preisverfall leiden) vollständig wiederherzustellen. Doch in Kombination mit dem Inflation Reduction Act, der Rohstoffe aus US- und Freihandelspartnerproduktion begünstigt, ergibt sich die Grundlage für den Aufbau westlicher Rohstoffproduktion.

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Höhere Zölle wahrscheinlich

In einem global ohnehin zunehmend protektionistischen Umfeld ist damit zu rechnen, dass die Zölle auf chinesische Rohstoffe und damit erzeugte Produkte weiter angehoben werden.

Darauf deuten jedenfalls jüngste Aussagen von Jose Fernandez, Staatssekretär für Wirtschaftswachstum, Energie und Umwelt im US-Außenministerium, hin. Fernandez warnte, die Volksrepublik überschwemme den Weltmarkt regelrecht und verursache einen "räuberischen" Preisverfall. Das Ziel Pekings bestehe darin, konkurrierende Projekte über Dumpingpreise ins Abseits zu drängen. Peking betreibe "Kampfpreise" und senke diese, bis die Konkurrenz verschwinde.

"Dies ist eine gezielte Reaktion der Volksrepublik China auf das, was wir mit dem Inflation Reduction Act zu erreichen versuchen", so Fernandez. Gemeint ist das Ziel von Lieferketten außerhalb des chinesischen Einflussbereichs.

Sollen solche Lieferketten perspektivisch aufgebaut werden, braucht es Projekte in weitaus größerem Maßstab als die nun durch Chariot anvisierte Pilotmine.

Black Mountain selbst könnte unter den richtigen Rahmenbedingungen zu einem weitaus größeren Betrieb ausgebaut werden. Im Mai hatte das Geologen-Team von Chariot ein neun Löcher und 1.132 m umfassendes Bohrprogramm abgeschlossen. Diese Bohrungen ergaben hochgradige Abschnitte mit 0,8 bis 1,12% Li2O.

Für nordamerikanische Lieferketten braucht es große Projekte

Zudem lagert der begehrte Rohstoff relativ nah unter der Oberfläche – anders als etwa in der als "Lithium-Hotspot" ausgerufenen James Bay Area in Kanada. "Die Geologie liegt offen mit minimaler Überdeckung, und das hügelige und prärieartige Terrain ist sehr günstig für den Bergbau", erläuterte CEO Pathmanathan vor einigen Monaten. "Black Mountain hat frischen Spodumen an der Oberfläche, und wir haben hochgradiges Lithium bereits 1,83 m unter der Oberfläche durchschnitten", führte er weiter aus. Diese Konstellation wirkt sich günstig auf die Kosten aus.

Chariot besitzt weitere große Lithiumprojekte – darunter eines in der McDermitt Caldera mit herausragenden geologischen Eigenschaften.  Gemeint ist das Projekt Resurgent im Grenzgebiet von Nevada und Oregon. Oberflächenproben ergaben bis zu 3.865 ppm Li, wobei 20 Proben über 1.000 ppm Li lagen – herausragende Werte.

Resurgent befindet sich in prominenter Nachbarschaft. Resurgent East etwa enthält die gleichen Grabensedimente wie die Lagerstätte Thacker Pass von Lithium Americas (MRE von 19,1 Mt LCE mit 1.334 ppm Li COG), die als eine der bedeutendsten in Nordamerika gilt.

Resurgent North dagegen wird als geologische Erweiterung der angrenzenden McDermitt-Lagerstätte von Jindalee Resources betrachtet (MRE von 21,5 Mt LCE mit 1.000 ppm Li COG). "Der Mineralisierungstyp bietet das Potenzial für eine Produktion im großen Maßstab und über lange Zeiträume", so Pathmanathan.

Thacker Pass, das weiter vorangeschritten ist und für das bereits eine Machbarkeitsstudie existiert, soll in Phase-1 40.000 Tonnen Lithiumcarbonat in Batteriequalität pro Jahr produzieren. In Phase-2 soll die Produktion auf 80.000 Tonnen verdoppelt werden.

Thacker Pass gilt als Beleg dafür, dass es genügend nordamerikanische Lithiumressourcen gibt – und ebenso als Marker für die derzeitigen Probleme der Branche infolge der chinesischen Dumpingpolitik.  Lithium Americas musste Ende August eine Verschiebung einer 330 Millionen USD schweren Investition durch General Motors vermelden.

Höhere Zölle in Verbindung mit weiteren Maßnahmen könnten die Entwicklung von Projekten in den USA deutlich beschleunigen. Die Wahrscheinlichkeit für weitere tarifäre Maßnahmen ist aktuell hoch – und zwar weitgehend unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen.