Bergbau in Lateinamerika wird zum Risiko – Europa mit stabilen Alternativen
Die kanadische Minengesellschaft Terra Balcanica Resources (CSE: TERA, WKN: A3DM8K, ISIN: CA88089G1037) konnte bei der Exploration auf dem unternehmenseigenen Flaggschiffprojekt Viogor Zanik zuletzt beeindruckende Bohrergebnisse vermelden. Wie der Explorer mitteilte, ergaben Proben aus einem Bohrprogramm Cumavici Ridge Silbergehalte von bis zu 1.168 g/t Silberäquivalent über 1,35 m. Außerdem konnte eine neue mineralisierte Zone bestätigt werden.
So hohe Gehalte sind recht selten, sinken doch die Erzgehalte neuer Bergbauprojekte im langfristigen Trend. Die hohen Erzgehalte des Multi-Metall-Projekts sind allerdings nicht der einzige Grund, der CEO Aleksandar Mišković vom Erfolg des Projekts überzeugt: Viogor Zanik befindet sich in Bosnien-Herzegowina und damit in einer als rechtssicher und politisch stabil geltenden Region.
Für eine wachsende Zahl von Minen – egal ob bereits im Betrieb befindlich oder noch im Explorationsstadium – gilt das nicht mehr. Denn: Eine wachsende Zahl von Minen liegt in Lateinamerika. Und die Rahmenbedingungen für Bergbauunternehmen dort haben sich – zurückhaltend formuliert – zuletzt eingetrübt.
Bangen um Kupfermine in Panama
In Panama muss First Quantum Minerals seit geraumer Zeit um die Kupfermine Cobe bangen. Cobe steuert 5 % zum BIP Panamas und 1 % zur weltweiten Kupferproduktion bei.
Im Dezember 2022 stoppte die Regierung von Panama Gespräche über eine neue Konzession und drohte mit der Stilllegung des Betriebs. Diese folgte im Februar 2023, nachdem der Kupferkonzentrat-Verladebetrieb in Port Rincón aufgrund eines Beschlusses der Panamá Maritime Authority eingestellt wurde.
Es folgte ein zähes Ringen um Steuern und Gebühren. Im Oktober 2023 genehmigte der Kongress den Gesetzentwurf für einen neuen Vertrag. Die Entscheidung wurde durch massive Proteste gegen den Bergbau im ganzen Land begleitet. Nun muss das oberste Gericht des Landes über den Vertrag entscheiden.
Mexiko: Chinas Lithium-Gigant legt Pläne wegen Konzessionsentzug auf Eis
Mexiko, mit 6.300 t im Jahr 2022 der weltweit größte Silberproduzent, hatte im Frühjahr ein neues Bergbaugesetz verabschiedet, dass kürzere Konzessionen, höhere Auflagen und eine größere Gewinnbeteiligung der lokalen Communities vorsieht.
Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador gilt als Bergbaugegner und wollte eigentlich ein noch viel härteres Gesetz durchbringen. Die nationale Bergbaukammer Camimex sah durch die Reformen Investitionen im Umfang von 9 Mrd. USD und 420.000 Arbeitsplätze im Land bedroht, Kanada warnte gar vor Risiken für die nordamerikanische Wettbewerbsfähigkeit.
Die Befürchtungen der Branche scheinen sich zu bewahrheiten. So hat etwa das chinesische Unternehmen Ganfeng Lithium die Pläne für den Lithiumabbau in Mexiko auf unbestimmte Zeit verschoben. Die mexikanischen Bergbaubehörden hatten neun Konzessionen annulliert und Ganfeng vorgeworfen, mit Investitionen im Rückstand zu sein – was die Chinesen dementieren.
Auch für Explorer wird die Luft dünn. Branchenkenner weisen darauf hin, dass die neuen Regeln die Explorationsarbeiten verlangsamen, indem sie Umweltverträglichkeitserklärungen vom Umweltministerium Semarnat und Genehmigungen für Landnutzungsänderungen von der nationalen Forstkommission erschweren.
Chile: Höhere Steuern und obligatorischer Staatsanteil
Auch in Chile wurde eine Bergbaureform beschlossen. Diese sieht zum einen höhere Steuern vor. Ab 2024 werden die Bergbaulizenzgebühren des weltweit größten Kupferproduzenten (Output 2022: 5,2 Mio. t) von derzeit 5 % bis 14 % auf 8 % bis 26 % der Betriebsmarge steigen. Für profitable Bergbauunternehmen wird außerdem eine verkaufsbasierte Wertsteuer von 1 % eingeführt.
Besonders hart trifft es Lithiumproduzenten. Künftige Lizenzen werden nur erteilt, wenn eine staatliche Gesellschaft mindestens 50,1 % der Anteile hält. Indirekt stehen bereits tätige Unternehmen sogar unter Druck, auch laufende Projekte an den Staat abzutreten – ansonsten könnte die Genehmigung für neue Vorhaben ausbleiben.
Lateinamerika ist das globale Bergbau-Schwergewicht
Die zunehmende Ablehnung des Bergbaus in Lateinamerika auf politischer und gesellschaftlicher Ebene stellt die Welt vor Herausforderungen. In der Region wurden 2021 50 % des weltweiten Silbers produziert. 39 % der weltweiten Silberreserven lagern zwischen Tijuana und Feuerland. 40 % der globalen Kupferproduktion und 38 % der bekannten Reserven entfallen auf Chile, Peru und Mexiko. Beim Batteriemetall Lithium steht Lateinamerika für 34 % der Produktion und 52 % der Reserven.
Für Explorer und Minengesellschaften gehören politische Risiken zu den Worst-Case-Szenarien. Eine Mine lässt sich nicht verlagern. Deshalb sind die Unternehmen auf Rechtssicherheit angewiesen. Politische Risiken gefährden die Integrität von Lieferketten. Dies wissen auch die Käufer der Rohstoffe, die Unternehmen wie Terra Balcanica nach der Exploration heben wollen. Produzenten mit sicheren Standorten finden deshalb leichter und zu besseren Preisen Direktabnehmer aus der Industrie.
Es verwundert deshalb nicht, dass Terra Balcanica CEO Aleksandar Mišković in der Öffentlichkeitsarbeit die Vorzüge des europäischen Standorts betont. Man entwickle sich zum "Explorer of Choice" für kritische Metalle auf dem Westbalkan, resümierte Mišković kürzlich anlässlich der Bekanntgabe von Bohrergebnissen.
Ob es so kommt, entscheiden die weiteren Explorationsarbeiten. Die Geologen von Terra Balcanica hoffen auf die Bestätigung eines zusammenhängenden, einen halben Kilometer langen mineralisierten Fußabdrucks, der sich aufgrund der bisherigen Ergebnisse andeutet. könnten sich flache, in Adern eingebettete Massivsulfide befinden. Dies muss jedoch zunächst noch durch weitere Bohrungen bestätigt werden.