Critical Raw Materials Act - Ionic Rare Earths bei EU-Versorgung mit kritischen Rohstoffen vorn dabei

Critical Raw Materials Act - Ionic Rare Earths bei EU-Versorgung mit kritischen Rohstoffen vorn dabei bigstockphoto

Der Vorstand des Seltene Erdenentwicklers Ionic Rare Earths (WKN: A2P18Q, ISIN: AU0000081341, Ticker: IXRRF) hat die Hoffnung auf eine europäische Lieferkette für kritische Metalle noch nicht aufgegeben. Als EU-Parlament und Europäischer Rat sich Mitte November auf einen gemeinsamen Text für das Gesetz über kritische Rohstoffe einigten, veröffentlichte das Unternehmen eigens eine Pressemitteilung – als ginge es darum, die Politik auf ihren eingeschlagenen Weg zu bekräftigen.

Seltene Erden sind das Geschäftsmodell des 1998 gegründeten und an der australischen Börse notierten Unternehmens. Die Rohstoffe werden für Smartphones, LEDs, Windräder und Elektromotoren verwendet – und stehen auf der Liste der Rohstoffe, die die EU als "kritisch" klassifiziert hat. Gemeint ist damit, dass die Versorgung nicht aus eigener Produktion oder durch Importe aus sicheren Ländern gewährleistet werden kann.

Recyclingtechnologie: Industrie macht Fortschritte

Ionic Rare Earth Geschäftsführer Tim Harrison ließ durchblicken, die Industrie sei technologisch gut aufgestellt und stehe in den Startlöchern – wenn denn nur endlich der politische Startschuss falle.  Der Critical Raw Materials Act soll unter anderen das Recycling Seltener Erden fördern. Das Unternehmen verfügt über die Technologie, mit der Neodym, Praseodym und Co. aus Windrädern und Elektrofahrzeugen gewonnen und dem Produktkreislauf wieder zugeführt werden.

Die Magnetrecyclingtechnologie des Unternehmens wird der EU Harrison zufolge bei der Erreichung der nun beschlossenen Ziele helfen. Es gehe um inländische, sichere und nachhaltige Lieferketten, um strategische Versorgung und damit auch um Sicherheit.

Die EU will mit dem Critical Raw Materials Act den Richtwert für das Recycling kritischer Rohstoffe bis 2030 von 15 % auf mindestens 25 % des jährlichen Rohstoffverbrauchs anheben. Dabei sollen weniger Bürokratie und mehr Innovation helfen.

25 % des Rohstoffbedarfs durch Recycling

"Die Gesetzgebung wird wirtschaftliche Anreize und einen stabileren und sichereren Geschäftsrahmen für die Umsetzung von Bergbau- und Recyclingprojekten schaffen, mit schnelleren und einfacheren Genehmigungsverfahren", heißt es in einer Mitteilung der EU.

Die strategische Ausrichtung von Ionic Rare Earths steht sinnbildlich für die Bemühungen der Industrie, eine vollständige Wertschöpfungskette zu errichten. Denn die bislang bestehende, weitreichende Abhängigkeit von China ist für Unternehmen in erster Instanz ein betriebliches und erst in zweiter Linie ein geopolitisches Risiko, als welches das Problem in der Politik wahrgenommen wird.

Ionic Rare Earths erschließt derzeit eine Seltene Erdenlagerstätte in Uganda. Die Produktion soll 2025 beginnen, die Hoffnungen sind aufgrund der der Beschaffenheit des Vorkommens groß. Bei "Makuutu" – so heißt das 298 km2 große Areal 120 km östlich von Kampala – liegen die begehrten Rohstoffe nahe der Oberfläche in Ionischem Ton gebunden. Diese Variante entspricht den kostengünstigen chinesischen Abbaugebieten – und soll eine wettbewerbsfähige Konkurrenz dazu darstellen.

Das Management von Ionic Rare Earths entschied sich jedoch bereits 2022 für eine weitere, stärker an technologischer Entwicklung ausgerichtete Weichenstellung. In jenem Jahr wurde Seren Technologies übernommen: Ein Spin-Out der Queen´s University in Belfast, in dem bereits seit 2016 an einer Recyclingtechnologie geforscht wurde.

Variables Ausgangsmaterial als Problemstellung

Heute firmiert die Tochtergesellschaft als Ionic Technologies. Nachdem das Verfahren zum Recycling von NDFeB-Magneten ausgereift war, wurde eine Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr in Belfast errichtet.

Die Technologie ermöglicht die Trennung und Raffinierung von Seltenerdelementen und kommt beim Recycling einzelner Magnet-Seltenerden aus verbrauchten Permanentmagneten zum Einsatz. Das Entscheidende: Ionic Technologies Verfahren ist unabhängig von der Qualität des Ausgangsmaterialmagneten und der Variabilität in der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials. Diese Unterschiede galten bislang als Hauptproblem für das Seltenerdrecycling.

Laut Unternehmen wurde so ein "effizientes, ungefährliches und wirtschaftlich tragfähiges Verfahren zur Herstellung hochreiner Seltenerdoxide mit minimaler Umweltbelastung im Vergleich zu aktuellen Praktiken" geschaffen.

Eine große Fabrik in Belfast ist nicht geplant – Ionic will das patentierte Verfahren dezentral einsetzen. Die Technologie ermögliche eine "skalierbare Lösung" für eine "von geopolitischen Risiken" isolierte Lieferkette. Andere Unternehmen könnten die Technologie künftig also im Rahmen eines Lizenzmodells einsetzen.

Durch das "Windsor-Framework" – eine Vereinbarung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich – sieht sich Ionic für den Markt auf der Insel ebenso gewappnet wie für den kontinentaleuropäischen Markt.

Damit es vorwärts geht, muss die Politik allerdings den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Der Critical Raw Materials Act muss sowohl vom EU-Parlament als auch vom Rat genehmigt werden. Am 07. Dezember kommt es zunächst im Industrie-, Forschungs- und Energieausschuss zur Abstimmung.

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EU will Abhängigkeit von China verringern

Denn bislang sind die Abhängigkeiten gewaltig. "Beispielsweise liefert China 98 % des EU-Bedarfs an Seltenen Erden (REE)", heißt es in einem Bericht der EU-Kommission. Bei anderen wichtigen Rohstoffen wie Lithium sieht es nicht besser aus.

Gerade im Bereich Seltener Erden ist das Potenzial jedoch groß. Dies liegt zum einen an der bislang sehr niedrigen Recyclingquote. Diese liegt weltweit bei rund 1 %. Die niedrige Quote ist auch auf den technischen Aufwand zurückzuführen. In den vergangenen Jahren wurden jedoch durch Forschung und Industrie viele neue Verfahre erprobt – und mitunter wie im Fall Ionic auch nahe an die Marktreife gebracht.

Zum anderen könnte es Europa künftig auch gelingen, den frühen Teil der Wertschöpfungskette abzudecken: Den Abbau des Materials. In Kombination mit Recycling könnte so ein deutlich höherer Grad an Selbstversorgung erreicht werden.

Vorkommen gibt es: In Schweden wurden zu Beginn des Jahres mehr als eine Mio. t an Seltenen Erden gefunden. Fast zeitgleich vermeldete Norwegen den Fund großer Rohstoffvorkommen vor seiner Küste – darunter neben Kupfer, Kobalt, Magnesium und Niobium auch Seltene Erden.

Europa entdeckt seine Rohstoffvorkommen

Die Liste der europäischen Rohstoffprojekte wächst. Euro Manganese konnte sich kürzlich die Finanzierung für ein Manganprojekt in Tschechien sichern. Nahe dem Ort Ort Cinovec im deutsch-tschechischen Grenzgebiet liegen rund 3-5 % der weltweiten Lithiumvorkommen. Vulcan Energy will ab 2026 im deutschen Oberrheingraben genug Lithium für ca. 500.000 E-Autos fördern. Auch in Westserbien wird ein großes Lithiumvorkommen vermutet. Im Harz laufen Laborversuche zur Kobaltgewinnung aus historischen Minen.

Kurzum: Das Potenzial der europäischen Rohstoffversorgung ist sowohl beim Rohstoffabbau als auch beim Recycling größer als die gegenwärtige Leistung. Das könnte sich ändern, wenn die Politik die richtigen Weichen stellt.

Letztlich, so vermuten Rohstoffexperten, wird die Politik mehr als nur einen Blick in die USA wagen. Dort zieht der Inflation Reduction Act Investitionen an – auch und gerade in kritische Rohstoffe wie Lithium. Es gilt als wahrscheinlich, dass weitere Gesetze wie der Rare Earth Magnet Manufacturing Production Tax Credit Act folgen.

Natürlich wachsen die Bäume im dicht besiedelten und hoch regulierten Europa nicht in den Himmel. Der Kontinent wird seine Abhängigkeit von Importen absehbar später verringern als die USA und kann auch nicht auf das nordamerikanische Potenzial an Lagerstätten zurückgreifen. Dennoch besteht die realistische Chance, einen Teil der kritischen Rohstoffe künftig in Europa zu produzieren und einen weiteren Teil zu recyceln.