Seltene Erden: Flache Tonerde für steile Renditen – wie ein aufstrebender Entwickler die Branche aufmischt

Seltene Erden: Flache Tonerde für steile Renditen – wie ein aufstrebender Entwickler die Branche aufmischt Ionic Rare Earths

Der Vorstand des Seltenerdexplorers Ionic Rare Earths (ASX: IXR; WKN: A2P18Q, ISIN: AU0000081341) fackelte deshalb nicht lange, als das Angebot auf dem Tisch lag. Im August 2023 erwirbt Viridis Mining & Minerals Limited 100 % der Rechte am Seltenerdmetallprojekt Colossus in Brasilien. Ionic Rare Earths beteiligt sich an der zur Finanzierung notwendigen Kapitalerhöhung mit 600.000 AUD und gelangt damit in den Besitz von mehr als 5 % der Anteile an Viridis. Ionic versteht sich als strategischer Investor und wird zusätzlich Knowhow einbringen, um die Entwicklung des Colossus-Projekts zu beschleunigen.

Das Besondere an dem Projekt ist die geologische Beschaffenheit. Die begehrten Seltenerdmetalle sind hier nicht in Gestein, sondern in ionischer Tonerde gebunden – und liegen direkt unter der Oberfläche. Das ermöglicht einen schnellen – und billigen – Abbau.

Wäre Ionic Rare Earths ein Beteiligungsinvestor: Die Beteiligung wäre kaum eine Schlagzeile wert. Doch ein Blick auf den Cashbestand von Ionic zeigt, wie groß der Wille zum Einstieg war. Lediglich 11,1 Mio. AUD Cash standen zum letzten Quartalsende in den Büchern. Für einen Explorer, der Geld investiert und noch keines verdient, daher ein alles andere als alltäglicher Schritt.

Doch der Vorstand um Chairman Trevor Benson und Managing Director Tim Harrison kennt sich mit Projekten vom Typ Colossus aus – daraus resultiert auch der eigene Firmenname. Ionic Rare Earths konzentriert sich abseits der Betätigung als Investor auf ein Projekt, das ganz ähnliche Eigenschaften aufweist: Makuutu in Uganda.

Abhängigkeit verringern: Seltene Erden – aber nicht aus China

Werden solche Projekte zum Erfolg geführt, müssen sich Explorer wie Ionic Rare Earths oder Viridis nicht um den Vertrieb ihrer Produkte kümmern, denn die Abnehmer stehen Schlange. Seltene Erden werden in zahlreichen Erzeugnissen der Industrie benötigt. Aufgrund der speziellen chemischen Eigenschaften von Neodym, Praseodym oder Terbium gibt es kaum Substitute.

Umso bedrohlicher wirkt aus westlicher Sicht deshalb die Dominanz Chinas in diesem Schlüsselsektor. Daten des US Geological Survey zufolge belief sich die Minenproduktion im Jahr 2022 auf 300.000 t Seltenerdoxide (REO). 210.000 t bzw. 70 % davon kamen aus China. In der Volksrepublik lagert auch ein gutes Drittel der weltweiten bekannten Reserven von 130 Mio. t.

Ein Blick entlang der Wertschöpfungskette Seltener Erden zeigt, dass die westliche Abhängigkeit von der Volksrepublik eigentlich noch viel größer ist, als es die Minenproduktion vermuten lässt. Zur Wertschöpfungskette gehören die Konzentration der Rohstoffe, deren Veredelung zur Herstellung von Oxiden und die Herstellung von Endprodukten wie Magneten.

China dominiert 90 % des Marktes

Das geografische Ungleichgewicht am Markt ist erdrückend. Das Centre for European Policy Studies (CEPS) schätzt, dass China 91 % der Raffinerieaktivitäten, 87 % der Oxidabscheidung und 94 % der Magnetproduktion kontrolliert. Laut dem DIW müssen Deutschland und die EU rund 90 % ihrer Seltenerdmetalle aus China importieren.

Der Westen versucht daher, gegenzusteuern. In den USA wurde mit der Mountain Pass Mine an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada bereits eine der größten Abbaustätten der Welt wieder in Betrieb genommen. Der geplante Rare Earth Magnet Manufacturing Production Tax Credit Act sieht zudem Steuergutschriften für Seltenerdmetalle "Made in USA" vor.

Mountain Pass war lange stillgelegt, ließ sich aber rasch reaktivieren. Bis neue Projekte an den Start gehen, dauert es jedoch gewöhnlich 10-15 Jahre. Mit diesem Zeitrahmen etwa rechnen Geologen in Schweden. Dort hatte das staatliche Bergbauunternehmen LKAB in Kiruna im Norden des Landes im Januar ein Vorkommen von mehr als 1 Mio. t entdeckt.

Viel zu spät, sollte China seine Macht nutzen und wirksame Exportbeschränkungen einführen. Einen Vorgeschmack auf mögliche chinesische Rohstoffrestriktionen gibt es in diesen Tagen: Anfang August traten Ausfuhrbeschränkungen für das Metall Gallium und das Halbmetall Germanium in Kraft.

Spätestens diese Entwicklungen haben im Westen das Bewusstsein dafür geschärft, dass eine sichere Versorgung mit Seltenen Erden so rasch wie möglich notwendig ist. Deshalb richtet sich der Blick nun auf die Vorkommen, die in ionischer Tonerde schlummern.

Ionic Rare Earths braucht in Uganda weitaus weniger als 10-15 Jahre: Schon Anfang 2025 soll nach den Plänen des Unternehmens die Produktion starten. Die umfasst neben der Rohstoffgewinnung auch weitere Schritte. Die Tochtergesellschaft Ionic Technologies entwickelt Verfahren zur Raffination.

Seltene Erden einfach gewinnen: Geologen graben in Tonerde

Wer Bergbauexperten nach den Vorteilen von Tonerdeprojekten im Vergleich zum Abbau von Seltenerdmetallen aus Hartgestein fragt, erhält einen ganzen Katalog von Antworten. Das Material liegt nicht nur nahe an der Oberfläche, sondern ist auch viel weicher – und strahlt wenig bis gar nicht.

Doch nicht nur der Abbau der begehrten Rohstoffe läuft einfacher und schneller ab. Ton muss anders als Gestein nicht gemahlen werden. Aus dem Abbau resultiert ein gemischtes Seltenerdcarbonat mit hohem Materialanteil, das durch eine einfache Säurelösung weiterverarbeitet werden kann.

Um Seltenerdmetalle aus Gestein zu gewinnen, braucht es dagegen nach dem Abbau ein Hochtemperatur-Mineral-"Cracking" mit starkem Reagenzieneinsatz, um die feuerfesten Seltenerdmetalle in verwendbarer Form zu gewinnen.

Dass Seltenerdmetalle aus Tonerde einfacher zu gewinnen sind, ist nicht neu. Die chinesische Dominanz auf dem Markt resultiert auch aus geologischen Begebenheiten: Im Süden Chinas gibt es große Vorkommen dieser Art. Auch außerhalb Chinas gibt es Tonerdeprojekte. Doch nur wenige – und hier besteht der einzige echte Nachteil gegenüber Hartgesteinsprojekten – weisen eine hohe Konzentration auf.

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Branche forscht am Recycling – Ionic Rare Earths mischt vorne mit

Mit Makuutu besitzt Ionic Rare Earths eines dieser begehrten Tonerdeprojekte mit hohen Gehalten. Die erste Machbarkeitsstudie schätzte das Vorkommen auf 532 Mio. t Masse mit einem Gehalt von 640 ppm Seltenerdoxid. Die in der Bergbaubranche so entscheidenden All-In-Sustaining-Costs (AISC) werden auf 53 USD pro Kilo Seltenerdoxidäquivalent geschätzt.

Es dürfte nicht lange dauern, bis alle wirtschaftlich attraktiven Tonerdeprojekte in Richtung Produktion gebracht werden. In Kombination mit dem Mountain Pass Megaprojekt in den USA könnte dann ein erheblicher Teil der westlichen Nachfrage gedeckt werden.

Auch Recycling spielt in den Überlegungen der Branche eine wachsende Rolle. Das Potenzial wächst Jahr für Jahr, weil beständig mehr Windräder und andere Produkte ihr Ablaufdatum erreichen. Doch dabei sind technologische Hürden zu überwinden.

Recyclingverfahren müssen, sofern sie nicht auf einzelne Branchen oder gar Unternehmen beschränkt bleiben sollen, unabhängig von der Qualität des Ausgangsmagneten und der Variabilität in der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials funktionieren.

Ionic Technologies entwickelt solche Technologien in einem frühen Stadium. Mit dem Verfahren soll aus verbrauchten Magneten und Abfällen geringerer Qualität Seltenerdmagnete mit einer hohen Qualität recycelt werden. Im zweiten Quartal wurde eine Demonstrationsanlage in Betrieb genommen. Allerdings ist aktuell noch nicht klar, welche Technologien sich am Ende durchsetzen. Hydrometallurgisches Recycling konkurriert mit Verfahren, die auf Ionenaustauschern oder Flüssig-Flüssig-Extraktionsanlagen setzen.

Fazit: Top-aufgestellter REE-Entwickler mit Produktion in Sicht und fairer Bewertung

Ionic Rare Earths will bereits 2025 Seltenerdprodukte an westliche Abnehmer verkaufen – und dabei einen großen Teil der Wertschöpfungskette abdecken. Das Makuutu Projekt in Uganda könnte über einen langen Zeitraum ansehnliche Mengen liefern – und dies aufgrund der geologischen Struktur zu niedrigen Kosten. Die jüngst erworbene Beteiligung in Brasilien ist ein potenziell zusätzlicher Katalysator.

Dass sich das Unternehmen zuletzt auch personell im Hinblick auf die EV-Lieferkette verstärkt hat, spricht für eine konsequent verfolgte und Erfolg versprechende Strategie. Die Marktkapitalisierung von Ionic Rare Earths beträgt nur einen Bruchteil des Nettogegenwartswertes, den die definitive Machbarkeitsstudie für den 60-prozentigen Anteil des Unternehmens an dem Projekt schätzt.

Der Kurs der Aktie hat sich seit dem Peak im März 2022 mehr als geviertelt. Sollte auf dem aktuellen Niveau eine Bodenbildung gelingen, bieten sich Investoren attraktive Einstiegchancen in ein spannendes Minenunternehmen, das im Rennen um den Abbau kritischer Metalle als Rohstoffe für eine schnelle und sichere globale Energiewende mitmischt.